City At Dark – City At Dark

City At Dark
(c) Julia KarelicMerkel

Vor zwei Jahren verbreiteten City At Dark erstmals ihre düstere Vision von zeitgemäßiger Populärmusik. Damals nannten sich die Wiener Künstlerin Laura Landergott und der israelische Gitarrist Yair Karelic noch RÁN. Unter aktuellem Namen ließ man sich in der Hauptstadt Berlin nieder, spielte auf diversen Festivals und vertiefte den eigenen Entwurf von Raum und Klang durch Psychedelic, Indie, Wave und sogar ein wenig Post Punk. Das Debütalbum heißt wie die Band und geht im besten Sinne an die Substanz.

Ein Hauch von Noir-Charme umweht diesen Erstling, begleitet von allerlei angenehm schrägen Einflüssen. So hat „Disastrous Mistress“ stellenweise etwas von einer Karikatur, bevor das wuchtig stampfende Arrangement Anschluss an ein anderes Power-Duo – The Kills – sucht. Auch „One By One“ mutet zunächst ungewöhnlich an, scheint die erste Strophe für wenige Momente die Foo Fighters zu zitieren. Freilich ist diese Ähnlichkeit zufällig, denn der hibbelige Track mit seiner Post-Punk-Nervosität und dem eingängigen Refrain driftet schnell in andere Gefilde ab.

Was „City At Dark“ als Album spannend macht, ist das nahezu konstante Abdriften in überwiegend instrumentale Suchspiele. Das Gros der Songs weist kurze Zwischenspiele auf, die mit ein wenig Darkwave und Psychedelic Rock flirten, bevor „Lucid Dream“ schließlich all das mit Post-Pop in einen Topf wirft. In sechseinhalb Minuten fühlt man sich unter anderem an die experimentelle Phase der Beatles, an die Anfänge von Killing Joke sowie die krautigen Ohrwürmer von Toy erinnert. Der lässige Twang von „Belly Of The Moonlight“ und das vorwitzige Noir-Stück „Freeway“ dürfen ebenfalls nicht unter den Tisch fallen.

Die konstante Suche nach jenseitigen Momenten im schrägen Pop-Entwurf des Duos macht das Debüt von City At Dark zu einem Happening. Nahezu konstante Querschläger treffen auf packende Eingängigkeit und präzise arrangierte Charmbolzen. Greifbare Leidenschaft und nahezu hymnische Exkurse treffen auf Finsternis und Verweigerung. These und Antithese gehen Hand in Hand, und doch bleiben die Tracks hängen. Der fatalistische Boogie macht immer wieder aufs Neue Laune und erfüllt auch unter neuem Namen sämtliche Erwartungen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 08.11.2019
Erhältlich über: Snowhite Records (Rough Trade)

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