Beans On Toast – The Inevitable Train Wreck
Das neue Beans On Toast-Album am 1. Dezember – eine lieb gewonnene Tradition in der Vorweihnachtszeit, so wie Glühwein und Kekse für andere. Jay McAllister veröffentlicht seit mittlerweile zehn Jahren neue Musik an seinem Geburtstag. Nachdem „A Bird In The Hand“ den Blick nach innen richtete, deutlich von der Geburt seiner Tochter beeinflusst, widmet „The Inevitable Train Wreck“ nun sämtliche Aufmerksamkeit den Katastrophen der Gegenwart. Musikalisch sollte die neue Platte ebenfalls anders klingen, und so ließ sich Beans On Toast klassische Rock’n’Roll-Arrangements von Lewis & Kitty Durham (Kitty, Davis & Lewis) zu seinen Texten zimmern.
„World Gone Crazy“ bringt das Mantra dieser Platte auf den Punkt. In knapp dreieinhalb Minuten rattert Beans On Toast den Wahnsinn des Alltags herunter, vom Kleinen ins Große. Der lässige 50s- und 60s-Twang passt überraschend gut zur ernüchternden Abhandlung über den Status Quo. Noch pointierter wird es in „England, I Love You“, der obligatorische Track über den Stand der Dinge in der Heimat. Was wohl früher kommt – Brexit oder der nächste 1. Dezember? Klingt nach einer gewaltigen „Logic Bomb“, die alsbald als cooler Swing folgt. Hacking, Malware-Attacken und fehlende Sicherheit im Netz klangen selten so bekömmlich, der Bogen zur Politik und zu Wahl- sowie Meinungsmanipulation ist schnell gespannt.
So ziemlich jeder Song brennt sich auf sympathische Weise ein. „Truth Be Told“ erforscht die Essenz des Rock’n’Roll und bemüht sich um mehr Nüchternheit in einer reizüberfluteten Welt. „Saying Thank You To Robots“, die messerscharfe Analyse der möglichen Folgen von künstlicher Intelligenz und Automatisierung, fällt sogar fast tanzbar aus. Beans On Toast widmet sich aber auch den kleineren, persönlicheren Problemen, wie der Verlust seines Texthefts („Lost Poetry Department“) oder das erhöhte Müllaufkommen auf Festivals („Take Your Shit Home With You“). Schließlich kommt „On & On“ zum Schluss, dass sich die Spirale doch weiterdrehe, das Leben eigentlich eine lachhafte und doch wunderschöne Sache wäre, und längst noch nicht alle Hoffnung verloren sei.
Anderer Blickwinkel, neuer Sound, gleicher Effekt: Abermals unterhält Jay McAllister und legt mehr denn je den Finger in gesellschaftliche Wunden. Wie sich das für Beans On Toast gehört, geschieht das auf grundsympathische, zumeist unaufgeregte und gekonnt abschweifende Weise. Immer wieder driftet der Protagonist ab, scheint kurzzeitig das Ziel aus den Augen zu verlieren, erreicht dennoch stets die entscheidende Pointe. „The Inevitable Train Wreck“ findet einen frischen Sound in altbackenen Gefilden und passt somit perfekt in den packenden Katalog des britischen Folk-Musikers. Der Countdown zum 1. Dezember 2020 läuft bereits.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 01.12.2019
Erhältlich über: Beans On Toast Music (Cargo Records)
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