Ultima Radio – Dusk City
Ultima Radio laden auf eine bedrückende Reise ein. Das österreichische Quintett debütierte erst vor zwei Jahren mit dem wilden „A Thousand Shapes“, ein komplexes wie spannendes Wunderwerk aus Psych, Crossover und noch so viel mehr. Mehr Geradlinigkeit war die erklärte Mission für den Nachfolger. „Dusk City“ lädt in die Anonymität der staubigen Großstadt ein und führt auf eine Art Safari-Tour durch das Phänomen Mensch-Maschine. Das liest sich nicht nur bedrückend, auch die Musik passt sich der beklemmenden Thematik an.
Psych und Crossover kommen bestenfalls am Rand vor und sind letztlich nur zwei von vielen Zutaten dieses Wunderwerks. „Your Skin“ macht es vor. Der getriebene Rock von The Music samt passenden, wenngleich etwas erdigeren Vocals trifft auf zentnerschwere Gitarrenwände, geradezu martialischen Groove und das feiste Spiel mit Erwartung. Ist das Alternative? Post-Hardcore? Modern-Prog? Es ist Ultima Radio, mit allen Ecken und Kanten. Eben jene kommen in „7 Of 8“ ans Tageslicht. Die bissige Abhandlung über Objektifizierung kollidiert mit wuchtigen Breitseiten und schweißtreibenden Riffs, wie man sie eher aus der Feder eines Josh Homme erwarten würde.
Ist also Stoner Rock das große Ding der fünf Österreicher? Auch das darf klar verneint werden, denn ein „Again And Again“ torpediert die Momentaufnahme mit beklemmenden, semi-balladesken Strukturen. Hier brodelt es von der ersten Sekunde an unter der Oberfläche, die große Explosion bleibt aus. Sie soll erst in „Monotyper“ folgen. Das gespenstische Stück Musik widmet sich kleineren, weitestgehend harmlosen Eruptionen. Songdienliche Laut-und-Leise-Dynamik trifft auf Gänsehaut-Riffing. Wenn sich schließlich der Titelsong „Dusk City“ von der dem Untergang geweihten Stadt verabschiedet und einen Hauch von At The Drive-In mit einer Prise The Mars Volta kollidieren lässt, ist man um nichts schlauer.
Eigentlich ist es unmöglich, Ultima Radio auf einen bestimmten Sound oder ein Genre festzunageln. „Dusk City“ erweist sich als konstanter Unruheherd und drängt in gleich mehrere Richtungen. Letztlich ist das Album der Star, denn in seiner Gesamtheit funktioniert das Mammutwerk am besten. Rock, Post-Hardcore, ja sogar ein wenig Metal schwingt mit, von zig Subgenres und Emotionen begleitet. Hier gibt es viel zu entdecken, auf Dauerschleife, mit guten Kopfhörern und leicht fatalistischer Grundstimmung. Selten klang formvollendete Dystopie so schmackhaft.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 04.10.2019
Erhältlich über: Panta R&E (Rough Trade)
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