Haystack – The Sacrifice
Entombed-Gitarrist Ulf Cederlund war begeistert, als er 1994 Unsane lauschte. Die ungekrönten Noise-Rock-Könige begleiteten damals die schwedischen Death’n’Roll-Urgesteine auf Tour, Cederlund wollte unbedingt selbst ähnliche Musik spielen und gründete Haystack, die zwei Alben veröffentlichten. Nach Johan Blomqvists Ausstieg in Richtung Backyard Babies lag das Projekt jedoch brach. 2017 traf sich Cederlund seinen damaligen Mitstreiter Jonas Lundberg wieder… bei einer Unsane-Show. Der Wunsch nach einem Haystack-Comeback schweißte zusammen, mit Neuzugang Patrik Thorngren am Bass wurde „The Sacrifice“ an drei Tagen aufgenommen und an eineinhalb weiteren Tagen gemixt. Wohl bekomms!
Natürlich ist dieses unerwartete Comeback ein kleines Happening, obwohl Haystack herzlich wenig von Frills und Gimmicks halten. Stattdessen geht das neue Material unwiderstehlich nach vorne, gibt sich kratzig und unnahbar, hat dabei aber auch seine eingängigen Momente – so wie die großen Vorbilder. „Alone“ bringt diesen positiven Wahnsinn auf den Punkt. Nach und nach erhebt sich die entstellte, entfremdete Gitarre aus dem Arrangement, dazu schreit sich Cederlund in einer Art Singsang die Seele aus dem Leib. Martialischer Groove, schroffe Einschübe und kondensierte Brachialgewalt geben das (Anti-)Tempo vor.
Was Haystack auf ihrem dritten Albuum – den ersten seit über zwei Jahrzehnten – abziehen, wirkt im besten Sinne zeitlos. Tracks wie der Opener „I’ve Seen Things“ hätten Mitte der 90er ebenfalls prima funktioniert und erinnern zugleich an die Grunge-Ursuppe. Gerade die zahlreichen Gitarrensoli brennen sich ein. Die Schweden beherrschen natürlich auch melodische Momente, obwohl das oft nur auf den zweiten und dritten Blick klar ist. Der fiese Punk-Einschlag von „Liquidate“ ist beispielsweise für sich bereits ordentlich feist, die Zero-Fucks-Distortion allerdings die Krone der scharfkantigen Schöpfung.
Angenehm aus der Zeit gefallen, bissig und mitreißend in gewohnter Qualität: „The Sacrifice“ vereint Neues und Liegengebliebenes auf 33 wütenden Minuten. Haystack huldigen natürlich Unsane, spielen mit einer gewissen Doppelbödigkeit und lassen ein feines Händchen für martialische Melodik erkennen. Ob dieses Trio jemals wieder zusammenfinden wird, steht leider noch in den Sternen. Zumindest sollen die ersten beiden Alben demnächst neu aufgelegt werden. Und das ist schon verdammt viel wert.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 25.10.2019
Erhältlich über: Threeman Recordings / Sound Pollution (Rough Trade)
Haystack @ Facebook
„The Sacrifice“ @ Amazon kaufen