Cursive – Get Fixed

Cursive
(c) Ariel Panowicz

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr veröffentlichten Cursive „Vitriola“, ihr erstes Album seit sechs Jahren und zugleich die verdientermaßen gefeierte Rückkehr von Gründungsmitglied Clint Schnase. Dessen Comeback am Schlagzeug sowie der weltweite Anstieg von toxischem Nationalismus beflügelten Tim Kasher. Eigentlich wäre genug Material für ein Doppelalbum vorhanden gewesen, stattdessen blieb die Band etwas länger auf den Tracks sitzen. Nun landet „Get Fixed“ urplötzlich – als Schwesteralbum und doch so viel mehr.

Cursive wollten die Stimmung und Qualität von „Vitriola“ auf diese neue Platte übertragen, ohne jedoch in Gleichförmigkeit zu verfallen, und genau das ist gelungen. Die elf neuen Tracks können locker mit dem Überflieger aus dem vergangenen Jahr mithalten. Da wäre beispielweise „Stranded Satellite“, dieser kuriose Exkurs mit wütenden Gitarrenwänden und kurzen Piano-Zwischenspielen, die im Refrain zusammenfinden und entfernt an frühe Arcade Fire erinnern. Oder aber „Content Conman“, über weite Strecken ein waschechter Post-Hardcore-Wellenbrecher mit schroffem Sperrfeuer und Haaren auf den Zähnen.

Die Band spielt geschickt mit sämtlichen Erwartungen und dreht einmal mehr im besten Sinne am Rad. Kaum ein Track verdeutlich dies so treffend wie „Horror Is A Human Town“. Rund um noisigen Rock, ja sogar dezente Emocore-Fanfaren drapieren Cursive ein Saxofon, das immer wieder an die Oberfläche dringt. Balladeske Einschübe lassen die angedeutete Kakophonie erst recht aufblühen, bevor der Song schließlich dem Wahnsinn verfällt. Vergleichsweise straighte, verhalten eingängige Exkurse – „Barricades“ und „Black Hole Town“ brennen sich binnen Sekunden ein – sorgen für den nötigen Ausgleich.

Tatsächlich schütteln Cursive den zweiten Geniestreich binnen zwölf Monaten aus dem Ärmel. Vielleicht fehlt „Get Fixed“ das Überraschungsmoment von „Vitriola“ – der Faktor Zeit darf hier nicht unterschätzt werden – Songs, Zusammenstellung und Präsentation setzen hingegen abermals Maßstäbe. Große Gefühle, kauzige Rundumschläge und pure Spielfreude erklären sperrigen Schönklang einmal mehr zum Höchsten der Gefühle. Das Sextett aus Omaha, Nebraska packt das zweite Überalbum in Folge aus – auf CD und LP übrigens ab 17. Januar 2020 verfügbar.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 11.10.2019 (DL-Album)
Erhältlich über: Big Scary Monsters

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