Baldabiou – Hélène

Baldabiou
(c) Lena Laine

Gute Musik ist ohne gute Texte undenkbar, auch wenn man noch so gerne daran vorbeihören möchte und das bei manchen Künstlern auch gerne täte. Baldabiou verschreiben sich dem Crossover zwischen Ton und literarischem Anspruch. Sänger Sebastian van Vugt stellt den Alben seiner Band Kurzromane zur Seite – so geschehen beim Debüt „1861“, und auch für den Nachfolger steht geschriebene Kunst in streng limitierter Auflage bereit. „Hélène“ wagt sich einmal mehr auf den schmalen Grat zwischen Singer/Songwriter, Folk und Indie, ohne auch nur annähernd gen Kitsch zu taumeln. Ach, und Tausendsassa Jan Frisch gibt sich ebenfalls die Ehre.

Das Material zeigt sich überwiegend unaufgeregt, sanftmütig und doch eindringlich. Für Gefälligkeiten bleibt keine Zeit, auch wenn Vieles hieran sehr gut gefällt. „When It’s Time To Go“ rückt van Vugts helle, weiche und doch fordernde Stimme in den Vordergrund, von zarten Backings und lässig mäanderndem Fingerpicking begleitet. Es passiert – genau genommen – herzlich wenig – doch in dieser lässigen Ruhe liegt die Kraft. Eben solche offenbaren auch die instrumentalen Stücke zwischendurch. Wie „Luso“ sein Gitarrenspiel mit schleppend-wuchtigen Drums und kleineren Effekten kollidieren lässt, ringt ein Lächeln ab. Der Spoken-Word-Abschluss „Mach dich auf was gefasst“ verkehrt den Effekt ins Gegenteil und weckt Interesse an der literarischen Begleitung.

Aber da sind ja zunächst noch die Songs. Für „Wenn du nur wüsstest“ wechselt van Vugt ausnahmsweise in die deutsche Sprache, was für sich einen gewissen Charme hat. So stellt man sich wohl unaufgeregte, semi-akustische Tele vor. „Take It Easy“ sorgt für mehr Leben, drängt in eklektische Indie-Gefilde und macht mit seinem angedeutet verschachtelten Rhythmus einiges her. Und dann wäre da noch „Another Taste“. Zwischen Understatement und sinnlicher Tanzbarkeit ergibt sich schließlich Fernweh durch die elektrische Gitarre.

Es ist die tiefe Entspannung, die vollkommene Konzentration auf den Moment, die ausdrückliche Leichtigkeit – kurzum: diametral gegenüberstehende Emotionen und Klangfarben, die für sich Packendes erzeugen. „Hélène“ fügt sich Stück für Stück zusammen, erzeugt packende Bilder im Kopf und glänzt mit seiner über weite Teile des Zweitlings propagierten Reduktion aufs Vorzüglichste. Baldabiou geben sich anspruchsvoller Unaufgeregtheit mit großem Maß an Eingängigkeit hin. Das dürfte eigentlich nicht funktionieren, klappt aber prima. Spannende Sache.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 18.10.2019
Erhältlich über: Viel Erfolg mit der Musik (Timezone)

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