Wolf Mountains – Urban Dangerous

Wolf Mountains
(c) Marco Leitermann

„Geh doch nach Berlin“, schlugen Angelika Express vor mittlerweile über 15 Jahren vor. Zwei Drittel von Wolf Mountains (Schlagzeuger / Sänger Kevin Kuhn und Bassist Thomas Zehnle) folgten diesem Ratschlag, einzig Gitarrist und Sänger Reinhold L. Emerson blieb in Stuttgart. Man entwuchs nicht nur der Heimatstadt, sondern auch dem Sound der Anfangstage. Das leicht hibbelige Chaos wich bereits auf „Superheavvy“ dezent poppigeren Auswüchsen, die auf „Urban Dangerous“ nun deutlicher denn je in den Vordergrund treten. Dabei bleiben die Wolfsberge aber weiterhin unheimlich bissig und rifflastig.

Garage, Noise und ein wenig Psychedelic spielen nach wie vor eine zentrale Rolle, nun bloß einen Tacken melodischer umgesetzt. Das angenehm treibende „Urban Dangerous“ bringt das herrlich auf den Punkt. Von den lebhaften, treibenden Beats, über die lakonischen Gitarren- und Bassläufe, bis zum ebenfalls stilvollen Gesang scheint die Coolness förmlich aus dem Allerwertesten und wirft ein vorwitziges Farbenspiel ab. Im Gegenzug dazu widmet sich „Listen To The Woods“ sympathischer Weirdness mit psychedelischen Untertönen und nicht zu verleugnendem Pop-Appeal. Klingt wie Wooden Shjips im Westentaschenformat, was absolut kein Fehler ist.

Zu den feinsten Exkursen dieser Platte zählt „Take You Alive“. Der längste Song des Albums verharrt einige Zeit im reduzierten Groove-Vorhof zur Psych-Hölle, bevor nach zwei Minuten schließlich schroffe Gitarren einsetzen und den Track zu Höchstleistungen ankurbeln. Das melodische Konstrukt verdichtet sich mehr und mehr, zum Ende hin hat sich das Ding im besten Sinne festgebissen. „Feelings Feelings“ überrascht mit Slacker-Charme, während „I Wanna Be Asleep“ in der Echokammer nach dem Sinn des Lebens sucht – zwei herrlich konträre wie charmante Nummern.

Die Magie des Gegensatzes zieht sich wie ein roter Faden durch dieses neue Album. „Urban Dangerous“ nimmt die Anfänge des Trios mit und überspitzt diese durch gekonnt eingeflochtenes Pop-Appeal, dicke Melodiebögen und sperrigen Unterbau. Wolf Mountains zerren mit wachsender Begeisterung in unterschiedliche Richtungen – am besten gleichzeitig, am besten unkontrolliert und doch in hörbar geregelten Bahnen. Hinter diesem Drittling stecken unheimlich viel Cleverness und Spielfreude, die Details scheinen mit fortlaufender Spieldauer so richtig durch. Alles richtig gemacht.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 27.09.2019
Erhältlich über: Treibender Teppich (Cargo Records)

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