The Happy Sun – The Happy Sun

The Happy Sun
(c) Wolfgang Salomon

Österreichs Elektro- und Alternative-Urgestein Gerhard Potuznik hat ein neues Betätigungsfeld gefunden. In seiner Freizeit zwischen Alben als GD Luxxe und diversesten Produzenten-Tätigkeiten (u.a. für Mediengruppe Telekommander und Chicks On Speed) experimentierte er mit Indie- und Post-Punk-Sounds, die ein wenig an The Cure und Joy Division erinnern. Daraus wurde das neue Bandprojekt The Happy Sun, nun mit dem gleichnamigen Album bedacht.

Süßliche Düsternis und deprimierende Eingängigkeit reichen sich die Hand für 45 Minuten verwegene Leidenschaft. „Born To Realize“ macht’s vor und bricht die Sonnenformel auf dreieinhalb schmissige, verhalten punkige Minuten herunter. Der Gesang wirkt lässig und angenehm gedämpft, das Arrangement aggressiv, der Refrain angenehm verwaschen. Mit dem Weichzeichner gehen The Happy Sun zuweilen recht großzügig um, was aber Methode hat. Der mit den Smiths flirtende Opener „Alien Girl“ lebt von Ungemütlichkeit, entstelltem Gitarrensound und rotziger Darbietung – ein toller Opener, wie er im Buche steht.

Einige Songs dieses Debüts könnte man bereits kennen. „Summerrain“ war 2018 ein kleiner Indie-Sommerhit. Ob es am dezenten Grave Pleasures-Charme liegt? Leuchtet der Stern aufgrund der abgehangenen Hall-Effekte besonders grell? Vermutlich ist es einer jener Songs, der einfach hängen bleibt, wo das Bauchgefühl durchschlägt. Auch „Stars Without Fame“ schwirrt bereits seit einigen Monaten herum. Reduzierte Riffs, trockene Präsentation und ein Hauch von Romantik reißen aber mit. Der gekonnte Hatscher „Harmonize“ schielt gen Schmalzrefrain und macht damit mindestens so viel richtig wie der Beinah-Punk von „All Your Colors Fade Into Me“ oder das räudige „Evil Heart“.

Potuzniks Urverständnis für diesen Sound liefert die ideale Basis für ein kurzweiliges Debüt, tolles Songwriting und eine starke Band-Besetzung sorgen für das Sahnehäubchen. Was The Happy Sun auf ihrem gleichnamigen Debütalbum auspacken, weiß zu unterhalten. Indie-Ursuppe, eingängige Finsternis und die organische Seite des Post Punk offenbaren unerwartet hohen Unterhaltungswert. Auch wenn manche Passage vertraut klingt, so ist dieser Einstand doch mehr als großartig geworden und leiert schon jetzt die Repeat-Funktion gewaltig aus.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 27.09.2019
Erhältlich über: Noise Appeal Records (Rough Trade)

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