The Blue Poets – All It Takes
Blues-Gitarrist Marcus Nepomuc Deml ist ein Getriebener. Der gebürtige Prager, ein echter Weltenbummler, sucht immer wieder neue Herausforderungen, zuletzt als Errorhead-Mastermind. Aktuell hat er sich in Hamburg niedergelassen und The Blue Poets ins Leben gerufen. Das Quartett punktet mit Rock-Klängen, welche stark an die 70s erinnern und rein gar nichts vom klassischen Blues-Klischee halten. „All It Takes“ erweist sich als kurzweiliges Kleinod.
Pure Spielfreude schimmert aus jeder einzelnen Sekunde dieser Platte. The Blue Poets mögen es gerne etwas beschwingter, wie bereits der Opener „Angry Man“ zeigt. Gordon Greys angenehm raue Stimme treibt den Track voran, bringt aber auch einiges an Soul mit und konterkariert die thematisierte gesellschaftliche Wut des Alltags auf diese Weise prima. Deml steuert natürlich ein feines Solo bei, er ist immer wieder in prominenter Rolle zu hören. Kleine Leckerbissen, wie das spielfreudige und schweißtreibende „Mind Your Own Business“ und der nachdenkliche Rausschmeißer „The Day“, bleiben sofort hängen.
Was das Quartett aber ebenso herausragend versteht, ist das Langformat. Hier nehmen The Blue Poets das Tempo raus und schwelgen in feinstem Blues und Soul. Gerade „Crawling“ macht seine Sache unverschämt gut. Acht endlose Minuten, davon ein dreiminütiges Gitarrensolo der Ausnahmeklasse, steigern sich immer weiter und weiter mit einem atemlosen Finale der Extraklasse. Der zweite Gigant „All It Takes“ pendelt zwischen Fingerübung, perlendem Schweiß und unheimlich viel Gefühl mit wachsender Intensität – kann man machen, sollte man machen, muss man genießen.
Deml hat es ein weiteres Mal geschafft. Mit The Blue Poets bringt er die nächste großartige Band am Start, die selbstverständlich seine unverkennbare Handschrift trägt, aber eben auch so viel mehr kann und macht. In jeder Note stecken Leidenschaft, Gefühl. Spielfreude, die Lust an Blues und Rock. „All It Takes“ ist eine Sammlung kleiner Songperlen und großer Momente mit Hirn und Herz. So restriktiv der Begriff ‚Blues-Rock‘ auch sein mag, The Blue Poets haben die vielleicht stärkste Genre-Platte des Jahres am Start.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 13.09.2019
Erhältlich über: Triple Coil Music (Broken Silence)
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