One True Pairing – One True Pairing
Nach dem Ende von Wild Beasts fiel Tom Fleming erst einmal in ein tiefes Loch. Er sah sich plötzlich mit seiner Realität konfrontiert, die von gesundheitlichen Problemen und Geldsorgen begleitet war. Er verbrachte einige Tage, wie betäubt, in einem Pub, bevor er sich aus eigener Kraft aus dem Nebel der plötzlichen Leere befreite und zur Musik zurückkehrte. Als One True Pairing ist er nach Hayden Thorpe nun das zweite auf Solopfaden wandelnde Biest. Sein eponymes Debüt setzt sich mit der Wut, Orientierungs- und Richtungslosigkeit seiner britischen Heimat auseinander.
Musikalisch legte Fleming eigentlich mit MOR los, bevor er von New Wave und Loops überrollt wurde. Ergo versucht One True Pairing nun beide Welten zu vereinen – Hauptsache weit weg vom gängigen Singer/Songwriter-Sound. Die tiefe, nasale Stimme bringt eine gewisse Grandezza ein, wirkt leicht übertrieben und fügt sich dennoch blendend in musikalische Untiefen ein. „I’m Not Afraid“ macht das prima vor und führt zugleich sämtliche musikalische Fäden zusammen. Gerade im fordernden Refrain samt quengeliger Gitarre zeigt sich eine schwer in Worte zu fassende Dringlichkeit, während die eine oder andere Melodie nach Song Contest klingt. Das ist seltsam und kauzig, auf gewisse Weise aber auch charmant – die Überschrift für diese Platte.
Was auf dem One True Pairing-Einstand passiert, fasziniert und verwirrt zu gleichen Teilen. Das herrlich blubbernde, nachdenkliche „Elite Companion“ klingt wie Hurts für Fortgeschrittene, die elektronischen Spielereien schielen in die 90er Jahre. Im überlangen „Dawn At The Factory“ wirft der Brite mit Klangcollagen um sich, betont die hibbelige Seite seines Sounds und lässt zugleich die Gitarre wild aufheulen. Und „One True Pairing“, der Song zum Bandnamen und Albumtitel, schafft den Crossover zum Art-Pop, bevor es durch drei Türen gleichzeitig geht. „Only God Can Judge Me“ befindet Fleming in einem getragenen Wave-Exkurs zum Schluss, und hat somit zu sich gefunden.
Mit seinem Solodebüt stößt Tom Fleming zunächst vor den Kopf, bevor er jede*n liebevoll in den Arm nimmt. One True Pairing ist charmant und kantig zugleich, verschließt sich mit wachsender Begeisterung vor sämtlichen Erwartungen und explodiert schließlich im Kleinen. Die Kollision verschiedener Genres kommt gut, der Gesang brennt sich ein, große Gefühle sind an jeder Ecke greifbar. „One True Pairing“ ist eine dieser Platten, bei der man sich fallen lassen und genießen kann – ein kleines Kunstwerk mit faszinierendem Facettenreichtum und bewegendem Tiefgang.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 20.09.2019
Erhältlich über: Domino Records (GoodToGo)
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