Bror Gunnar Jansson – They Found My Body In A Bag

Sein Vater, ein renomierter Bassist, tourte mit Chet Baker, Dexter Gordon, Toots Thielemans und weiteren Jazz-Legenden. Sohnemann Bror Gunnar Jansson ist ebenfalls Vollblutmusiker. Die schwedische One-Man-Band steht auf Blues, Garage, Country und Folk. Mit Gitarre, Schlagzeug und Megaphon bewaffnet, ist er auf der Bühne eine Macht. Aber auch auf Platte macht sein Sound Laune. „They Found My Body In A Bag“ dreht sich immer wieder um wahre skandinavische Verbrechen und bringt somit Nordic Noir in den angenehm schwerfälligen Sound ein.

Herzstück (und noch viele andere Stücke, wenn man es genau nimmt) ist „Body In A Bag“. Der Quasi-Titelsong behandelt einen ungelösten Fall aus dem Jahr 1984, als mehrere Taschen mit Teilen einer Frauenleiche am Stadtrand von Stockholm gefunden wurden. The Black Keys lassen grüßen, ebenso Chuck Berry – ein bekömmliches Stück Musik zwischen verschwitztem Rocker und Improvisation auf der Gitarre. Danach bewegt sich „Stalker“ erstmals gen Überlänge. Die ersten drei Minuten erweisen sich als weiteres Rock-Biest, dann stürzt sich Jansson in ausladende instrumentale Spielereien, zerlegt sein Mini-Schlagzeug und lässt für wenige Momente sogar Them Crooked Vultures zu Wort kommen. Klingt seltsam, klappt aber prima.

Die tiefe Verneigung vor den Drone-Pionieren Earth, passenderweise „Driving Through Norrland, Listening To Earth“ betitelt, setzt dem Album die Krone auf. Elf rein instrumentale Minuten bringen den psychedelischen Ansatz der Veteranen mit Americana-Untertönen auf den Punkt – absoluter Minimalismus, viel Gefühl, beschauliches Zeitlupentempo. Das fällt natürlich kräftig aus dem Rahmen, unterhält dennoch prima. Der bekömmliche Blues von „Machine“, das angenehm lärmende „Will You Help Me When I’m Old?“ und die schrammelnde Lärm-Granate „Stay Out All Night Long“ führen in vergleichsweise konventionelle Gefilde.

Wobei, gibt es auf diesen Album überhaupt so etwas wie konventionell? „They Found My Body In A Bag“ könnte kaum prächtiger aus dem Rahmen fallen. Sein ungestümes Auftreten, die beeindruckende Range, das wilde Werken als Solokünstler mit Bandsound, das spielerische Umschalten zwischen den verschiedensten Genres und Emotionen, die schaurig-schönen Noir-Geschichten – Bror Gunnar Jansson begrüßt den Herbst laut, intensiv und beklemmend mit einem echten Leckerbissen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 20.09.2019
Erhältlich über: Playground (Cargo Records)

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