The Modern Times – Algorhythmic Dance Music

The Modern Times
(c) Terje Arntsen

Sie mögen zwar die großen kommerziellen Erfolge ihrer Co-Revivalisten nicht erreicht haben, doch in Musik und Humor waren Art Brut ganz nahe am Original um Gang Of Four und Konsorten dran. Die Norweger The Modern Times treten nun in schmale Fußstapfen. Ihr unbekümmerter, selbst-ironischer und gerne mal überdrehter Sound, der auch ein wenig Idles und The Streets mitnimmt, schafft es erstmals über die Landesgrenzen. „Algorhythmic Dance Music“ ist ihr zweites Album.

„Am I Losing Touch“, zugleich erste Single-Auskopplung, fasst den eigentümlichen Charme des Quintetts prima zusammen. Schrammelige Gitarren, reduzierter Post Punk mit Indie-Überzug und mit Biss torpedierte Melodien treffen auf Magnus Vold Jensens angenehm launischen Gesang. Der gute Mann hat hörbar Spaß an der Freude und bringt ordentlich kauzigen Charme ein. In den etwas langsameren Songs wirkt die Mischung zunächst befremdlich. Ist „Dementia“ wirklich gut oder eher schon dilettantisch? Die Verbindung zu den erwähnten Urvätern wäre wieder da. Und: Es ist wirklich gut, man muss nur ein paar zusätzliche Durchläufe erlauben.

Die Lust an der Musik, mit der The Modern Times, durch diese knapp 26 Minuten ackern, steckt an. „Scared“ ist als Opener zerfahren und eingängig zugleich, vermischt drei unterschiedliche Ideen und ergibt dennoch ein sinniges Bild. Im Titelsong schimmern Blur durch, während das herrlich durchzechte „It Sure Is Fun To Party“ durchaus das Zeug zur eigentümlichen Anti-Hymne hat. Und wenn es doch einmal charmant, geradlinig und sogar verhalten hymnisch sein soll, kommt „Everything Is Going To Be Fine“ um die Ecke. Zumindest glaubt man das anhand des an Los Campesinos! erinnernden Refrains. Rundherum geben sich Art Rock und sogar Jazz ein schräges Stelldichein.

Berührungsängste darf man nun wirklich nicht haben, wenn die Norweger zum Landeanflug ansetzen. „Algorhythmic Dance Music“ bleibt etwas unter seinen Möglichkeiten, weil man es gelegentlich eben doch zu wild und überdreht treibt, weil der rote Faden bevorzugt zerschnitten und in Säure zersetzt wird. Dennoch bieten The Modern Times ausreichend Perlen und spannende Momente auf ihrem kauzigen Zweitling, der durchaus das Zeug zum Kultalbum hat. Geduld ist der Schlüssel zu diesem Art-Punk-Kuriositätenkabinett.

Wertung: 3,5/5

Erhältlich ab: 30.08.2019
Erhältlich über: Black Pop Records (Membran)

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