Seratones – Power
Gute Musik hat Seele, bessere Musik hat Seratones. Das Quintett aus Shreveport im US-Bundesstaat Louisiana sorgte 2016 mit seinem Debütalbum „Get Gone“ für Aufmerksamkeit. Packender Soul, ein Hauch von Jazz und scharfkantiger Rock mit punkigen Untertönen – Tourneen mit The Dandy Warhols und St. Paul & The Broken Bones sollten bald folgen. Auf „Power“, von Cage The Elephant-Gitarrist Brad Schulz produziert, geht es noch einen Tacken mitreißender und selbstbewusster vor sich.
Die ersten beiden Songs bringen den kurzweiligen Seratones-Soundmix prima auf den Punkt. „Fear“ eröffnet die Platte recht klassisch. Typische Motown-Klänge treffen auf eine gelegentlich aufbrandende, singende Gitarre, unbestrittene Chefin im Ring ist allerdings A.J. Haynes. Ihre butterweiche, in den richtigen Momenten fordernde Stimme wertet jeden Track auf. Das zeigt sich direkt im Anschluss, wenn der Titelsong „Power“ Intensität und Härtegrad ein wenig nach oben schraubt. Mehr Rock, mehr Kanten und greifbare Leidenschaft reißen förmlich von den Sitzen. So gut hat man das seit Maktub nicht mehr gehört.
In weiterer Folge treibt dieser Zweitling so manche kuriose Blüte. Eine davon wäre „Sad Boi“ mit seinem gekonnten Einsatz von Funk und sogar einem Hauch Janet Jackson – wer sich hierzu nicht bewegen kann, hat dieses Album nicht verdient. In „Gotta Get To Know Ya“ trifft locker-flockiger Riff-Rock auf jazzig-souligen Groove. Klingt stellenweise wie eine Collage, schlägt aber ein. Auch „Permission“ verwundert zunächst ein wenig als Stop-and-Go-Soul-Track mit dickem Basslauf, während „Heart Attack“ angepunkte Garage-Rock-Elemente mit frühlingshaften Pop-Anleihen kollidieren lässt.
Dieses Spiel mit Klang und Erwartungshaltung erweist sich letztlich als eine der größten Stärken dieses Albums. „Power“ wirkt zu jeder Zeit unheimlich souverän und lässig, groovt durch zehn kurzweilige Songs und deckt so ziemlich alles von der feinen Ballade über die Motown-Verneigung bis zum verschwitzten Rocker ab. Toller Sound, greifbare Energie und ein Faible für eine Spur Wahnsinn tragen Seratones durch den nächsten spannenden Longplayer.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 23.08.2019
Erhältlich über: New West Records / PIAS (Rough Trade)
Seratones @ Home | @ Facebook
„Power“ @ Amazon kaufen