Fionn Regan – Cala
Fionn Regan scheint außerhalb seiner irischen Heimat so etwas wie der ewige Geheimtipp zu sein. Der Folk-Musiker veröffentlichte bereits fünf sympathische Alben, sampelte Bon Iver und wurde für zahlreiche Preise nominiert. Wie schon sein Debüt „The End Of History“ schrieb Regan auch den neuesten Streich „Cala“ in seinem Haus am Stadtrand von Dublin. Warum aber hört es auf das spanische Wort für „Bucht“?
Vielleicht liegt es an der einzigartigen Atmosphäre, welche Regan mit seinen Tracks erzeugt. Zunächst kommt die Musik, dann der, wie er es nennt, „Schallgeschmack“, und erst zum Schluss die Worte. Das hört man dem Titelsong „Cala“ irgendwie an, aber auch nicht. Der zunächst nur schwach wahrnehmbare, später eindringlicher werdende Gesang entwickelt sich von einer Art weiterem Instrument zum dominanten Faktor, die gemächliche Atmosphäre zwischen Folk, Pop und ein wenig Ambient-Leichtigkeit reißt ganz unvermittelt vom Hocker, wenn auch in aller Gemächlichkeit. Ähnliches gelingt „Glaciers“, dessen dezent schroffe Note mit fortlaufender Spieldauer an Intensität gewinnt und das unorthodoxe Beat-Konzept abermals befeuert.
Natürlich serviert der Ire dennoch ebenso klassiche Kost. Der Opener „Collar Of Fur“ serviert feinste Singer/Songwriter-Klänge, „Head Swim“ vertieft die folkige Ausprägung mit zusätzlichen Spuren und reduzierter Kauzigkeit – ein wenig an J Mascis‚ Solo-Balladen angelehnt – während „Brass Locket“ bewegende Leichtigkeit durch archetypische Pop-Schemata klopft. Im abschließenden „Under The Waves / Tokyo“ finden sämtliche Welten schließlich zusammen für ein losgelöstes Stück Musik der ungewohnten wie harmoniebedürftigen Sorte.
Wer Regans bisherigen Output mochte, wird auch „Cala“ lieben. Der angenehm vertraute und letztlich doch freigeistige Ansatz kommt gut, bewegt, reißt im besten Sinne mit. Fionn Regans butterweicher Gesang, sein offenes Ohr für kleinere Experimente und die stete Rückkehr zu den Folk- und Singer/Songwriter-Wurzeln sorgen für eine weitere gut- bis hochklassige Platte, die mit jedem Durchlauf zu wachsen scheint. Das geht im besten Sinne ans Herz und macht – hoffentlich – einen neuen Lieblingskünstler greifbar.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 09.08.2019
Erhältlich über: Abbey Records (H’ART)
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