Bobby Rush – Sitting On Top Of The Blues
Bobby Rush ist ein unkaputtbares Original. Seit Mitte der 50er Jahre ist er Teil der Chicagoer Blues-Szene, veröffentlichte unzählige Alben und Singles. Auch im fortgeschrittenen Alter, nunmehr Mitte 80, denkt der Mann mit der Mundharmonika keineswegs daran, langsamer zu machen. Im Gegenteil, Rush wirkt immer noch wie ein Getriebener. „Sitting On Top Of The Blues“ ist sein x-tes Album und zeigt sich gleich mal eine kräftiger Spur beseelter als zuletzt.
„Hey Hey Bobby Rush“, der lebhafte Opener, bringt den unverwechselbaren Charme des Originals auf den Punkt. Rush stellt sich als Bluesman vor, der den Blues schon sehr lange singt und das auch weiterhin tun möchte. Irgendwo zwischen Blues, Soul und Funk angesiedelt, schwillt der Track immer weiter an und macht schließlich Platz für ein kleines Mundharmonika-Solo. Besagte Harmonika ist bei „Sweet Lizzy“ von Anfang an dabei und gibt dem ohnehin recht lockeren, lebhaft gehaltenen Song den nötigen vorwitzigen Twang, um sich sofort einzubrennen.
Tolle Songs setzt es hier in lockerer Abfolge. „Bowlegged Woman“ entpuppt sich als bleierner Blues-Rocker, durchaus modern angehaucht, mit seinen reduzierten Strophen allerdings hörbar in Chicago verwurzelt. Etwas tanzbarer wird es hingegen, wenn „Get Out Of Here (Dog Named Bo)“ aus den Boxen schallt. Rush lässt sein Faible für Funk durchscheinen, wirbelt die Tanzschuhe durch die Luft und gibt den unverschämt coolen Master of Ceremonies. Darf es doch etwas klassischer sein? Der „Bobby Rush Shuffle“, ein bluesiges Lehrstück im Mundharmonika-Spiel, macht unheimlich viel Laune. Aber auch feinster Soul, beispielsweise im schrägen und doch so eingängigen „Pooky Poo“, darf nicht fehlen.
Bobby Rush ist und bleibt zeitlos. Auf „Sitting On Top Of The Blues“ klingt er, als wären die letzten Jahrzehnte spurlos an ihm vorbeigezogen. Zumindest sitzt ihm ein beinahe jugendlicher Schalk im Nacken, wohlweislich mit einer gewissen Altersweisheit kollidierend. Zwischen Blues, Soul und Funk entsteht ein kurzweiliges, von vorne bis hinten packendes Album mit gewaltigem Grower-Faktor. Der Unkaputtbare schlägt abermals zu, besser denn je.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 16.08.2019
Erhältlich über: Deep Rush / Thirty Tigers (H’ART)
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