Young Guv – GUV I
Fucked Up. Yacht Club. No Warning. Ben Cook ist überall und nirgendwo, meist recht lärmend unterwegs. Wenn seine diversen Bands Pause machen, widmet sich der Kanadier seiner Solo-Spielwiese Young Guv. Dieses deutlich poppigere Projekt erinnert ein wenig an die Beatles und die Kinks oder, wenn man es eine Spur moderner mag, Oasis und Supergrass. Auf „GUV I“ widmet er sich nun sonnigen Tönen in aller Kürze.
Knapp 23 Minuten für ein Album – über die Bezeichnung des Formats lässig sich streiten, nicht aber über die Qualität der Musik. Bereits die eröffnenden Töne von „Patterns Prevail“ lassen diese erahnen, wenn unverschämt eingängiger Power-Pop auf College-Sounds und Beach Boys-Untertöne trifft. Nicht zum letzten Mal scheinen die ruhigeren Momente von Dinosaur Jr. durch, begleitet von Cooks sonniger Stimme. In „Roll With Me“ verdichtet sich die Atmosphäre, ein Hauch von Wave und Gaze kollidiert mit packenden Melodien und Cure-Gitarren, bevor „Every Flower I See“ mit seinem lässigen Rhythmus und Britpop-Vibe das fantastische Eröffnungstrio vervollständigt.
Aber auch die übrigen Songs wissen zu unterhalten. „Exceptionally Ordinary“ knüpft ein wenig an „Roll With Me“ an, „Luv Always“ bringt herrlich laute, schroffe 70s-Energie mit sich und „High On My Mind“ schlägt die Brücke zum nordamerikanischen MOR-Sound. Dort würde sich auch „Didn’t Even Cry“ wohlfühlen. Das schillernde Pop-Kaleidoskop sieht Diamanten am Firmament und schwelgt in einem Wall of Sound. Schließlich beschließt „Boring Story“ mit effektbeladenen Vocals, psychedelischem Einschlag und weltumarmendem Refrain ein kurzweiliges Kleinod.
„GUV I“ verdichtet Britpop, Power-Pop und Indie auf ein viel zu kurzes Minialbum, das dafür mit seiner Hitdichte zu überzeugen weiß. Cooks Songwriting distanziert sich fast komplett von jenem seiner anderen Projekte, gerade der tiefenentspannte Gesang begeistert. In Verbindung mit den kunterbunten, zuweilen überaus schrägen Arrangements und lässigen Vibes legt Young Guv die nahezu perfekte Platte für den Spätsommer vor, zu der es sich mit ein paar kühlen Getränken prima gemütlich machen lässt.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 02.08.2019
Erhältlich über: Run For Cover Records / ADA (Warner Music)