Proper. – I Spent The Winter Writing Songs About Getting Better
Aus Great Wight werden Proper., für Frontmann Erik Garlington ein bissiger wie wertvoller Seitenhieb auf befremdliche Reaktion, wie schön (engl. „proper“) er doch spräche. Rasse und Hautfarbe spielen eine entsprechend wichtige Rolle im Sound des Trios, ebenso Familie und sexuelle Identität. Garlingtons Ausbruch aus dem Bible Belt und Leben in New York City als junger Erwachsener, von der Kreativität eines Kanye West oder Max Bemis (Say Anything) inspiriert, bilden das Rückgrat für „I Spent The Winter Writing Songs About Getting Better“.
Zu den wichtigsten Tracks dieses Longplayers zählt „Fucking Disgusting“. Garlington vermisste ein pansexuelles, inklusives Liebeslied und beschloss, selbst eines zu schreiben. Das herrlich unruhige Arrangement mit brodelnden Indie-Gitarren, vorwitzigen Afropunk-Vibes und ein paar Zeilen aus ABBAs „Dancing Queen“ bringt den schrägen Wahnsinn der Band prima auf den Punkt. „A$AP Rocky Type Beat“ schafft das ähnlich souverän. Schroffer Uptempo-Rock, punkige Vibes, kleinere Breaks und wütender Pogo treffen auf Selbstzweifel. Klingt seltsam, brennt sich aber ohne Umwege im Kleinhirn ein.
Erwartungshaltung ist für Proper. hörbar überbewertet, und so steuern sie immer wieder erfolgreich dagegen. „Toby“, einer Figur aus „The Office“ gewidmet, gibt sich herrlich launisch mit einem Hauch von Post-Hardcore, während die Breaks abermals herrlich tanzbar ausfallen und an Retro Stefson erinnern. Die frontale Hymne „Curtain’s Down! Throw In The Towel“ liefert ein Mission Statement zu schrammeligem Rock, während das semi-balladeske „Trill Recognize Trill“ zu reduzierten Klängen die sexuelle Identität des jungen Sängerns unter die Lupe nimmt – in „Dekalb Ave“ gelungen fortgesetzt. Die Energieleistung „IDFWA“ sollte ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.
Narrativ und musikalisch höchst unorthodox, häuten sich Proper. auf „I Spent The Winter Writing Songs About Getting Better“ gleich mehrfach. Im Prinzip wirkt die gesamte Platte wie ein einziger Stream of Consciousness. Garlington wechselt fließend zwischen Vergangenheit und Gegenwart, nimmt durchzechte Nächte ebenso mit wie sozialkritische Abhandlungen und einen ungeschönten Blick auf seine Rolle in einem ihm nicht immer freundlich gesinnten Land. Hochgradig spannende Auswüchse, angenehm schroffe und ungeschönte Präsentation und ein steter Hauch des Unerwarteten um die Nase – proper amazeballs.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 26.07.2019
Erhältlich über: Big Scary Monsters (AL!VE)
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