Drab Majesty – Modern Mirror

Drab Majesty
(c) Nedda Afsari

Wenn Andrew Clinco nicht gerade am Drum-Hocker von Marriages parkt, widmet er sich unter seinem androgynen Alter Ego Deb DeMure feinsinnigen Synthie- und Wave-Klängen. Drab Majesty tauchen tief in die Reverb-behafteten 80er Jahre ein und lassen sich auf vorzüglichen Klangwolken tragen. „Modern Mirror“, das zweite Album dieses Albums, taucht tief in herrlich anderweltliche und doch vertraute Sounds ein.

Acht leichtfüßige, durchaus überlange Songs fließen förmlich aus den Boxen. Drab Majesty wollen sich nicht kurz fassen, sondern suhlen sich viel mehr in ihren mühsam erarbeiteten Arrangements. „Noise Of The Void“ bringt das herrlich auf den Punkt. Der mit entfremdeten Cure-Gitarren ausgestattete Track will nicht so recht in die Gänge kommen, aber gerade das funktioniert. Herrlicher Reverb, beschwörender Gesang und gen Gothic schielende Gestik lassen eine gute Idee immer weiter anwachsen und geradezu explodieren – ein feines Stück Musik, letztlich aber nur eine von vielen Facetten dieser Platte.

Auch wenn dieses Verweilen auf bestimmten Ideen oder Melodien durchaus typisch für „Modern Mirror“ ist, widmet sich die Platte dennoch den verschiedensten Stimmung. Der knapp achtminütige Rausschmeißer „Out Of Sequence“, stellenweise mit Holy Esque kokettierend, sorgt sich beispielsweise um flockigen Bounce, während die Melodien gegen das Arrangement schwimmen. In „The Other Side“ klingt es kurz frühlingshaft, dann schimmern ruhige Project Pitchfork durch und schließlich lässt sich sogar ein Hauch New Romanticism erkennen. Seltene kurze Stücke, wie das mit Uptempo flirtende „Oxytocin“, lockern das Geschehen auf.

Die stete Lust am Unerwarteten und doch Semi-Statischen bekommt Drab Majesty gut. Ihre Songs zeigen eindrucksvoll, wie sich aus dicken Arrangements durch konzentrierten Minimalismus unheimlich viel herausholen lässt. Dichte Präsentation, packende Hooks und federleichte Schwere – ja, das funktioniert tatsächlich – lassen „Modern Mirror“ stetig weiterwachsen. Unterm Strich bleibt eine hervorragende zweite Platte mit kauzigem Charme und kraftvollen Überraschungsmomenten, von einer eindrucksvollen Deb DeMure geschickt dirigiert.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 12.07.2019
Erhältlich über: Dais Records (Cargo Records)

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