Caamp – By And By

Caamp
(c) Hannah Edelman

Manchmal ist weniger so viel mehr. Das gilt für die Musik von Caamp, drei Freude aus Ohio, die sich bereits seit Jahren kennen. Beinahe konstant betouren sie ihre US-amerikanische Heimat, die bisherigen Releases wurden über 120 Millionen Mal auf Spotify gestreamt und selbst für erste Europa-Konzerte reichte es bereits. Mit ihrem lockeren, charmanten Mix aus Americana und Folk, begleitet von Texten über die Kindheit und Jugend, über Liebe und Herzschmerz, treffen sie offensichtlich den Nerv der Zeit. „By And By“ ist ihr Debütalbum.

Ein Song wie „Penny, Heads Up“ bringt den unverkennbaren Charme des Trios auf den Punkt. Von der locker angeschlagenen Instrumentierung – man meint ein Banjo zu vernehmen – über den beinahe possierlichen Americana-Charme bis zum butterweichen, geradezu niedlichen Gesang macht sich ein wenig Heile-Welt-Stimmung breit, und warum auch nicht? Gerade diese Form von Eskapismus ist momentan wichtiger denn je. „Peach Fuzz“ bewegt sich in ähnlichen Gefilden, wenngleich deutlich ‚lauter‘. Die Melodie erinnert ein wenig an Cornershop, der raue Schmelz in der Stimme an The Gaslight Anthem, und doch bleibt der Song unverkennbar Caamp.

Für Abwechslung ist also gesorgt, dafür sprechen die gesamten 46 Minuten. Ein „Huckleberry Love“ flirtet beispielsweise ganz heftig mit Country-Tönen, aber auch mit Of Monsters And Men. In „Keep The Blues Away“ tänzelt das Trio durch einen Hauch von Schwermut, der im Titelsong „By And By“ deutlich durchkommt. Aber auch der prächtige Opener „Feels Like Home“ geht an die Substanz. Die großartige Gesangsleistung im Herzen des Minimalismus der Dinge kommt gut, etwas intensivere Töne in der zweiten Hälfte reißen im besten Sinn mit. „On & On & On“ (Ariston lässt grüßen) mit seiner sehnsüchtigen Gitarre kommt ebenso gut.

Caamp bauen souverän auf ihren kurzweiligen Singles und EPs auf. Ihr Debütalbum „By And By“ erweist sich als überaus unterhaltsamer Longplayer mit bewegender Note und viel Lebensfreude. Das Idyllische am Sound der Band kommt überaus gut, lässt allerlei vertraute Assoziationen zu. Letztlich läuft doch wieder alles auf die außerordentliche Musikalität des Trios hinaus. Die Band aus Ohio sorgt für frischen Wind mit vertrauten Klängen, lädt ans Lagerfeuer ein und begleitet auf eine Zeitreise durch die eigene Jugend. Schönes Ding.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 26.07.2019
Erhältlich über: Mom + Pop Music (H’ART)

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