Krief – Dovetale

Krief
(c) Marc Etienne Mongrain

Nach langen Jahren bei The Dears wollte Patrick Krief wieder auf eigenen musikalischen Beinen stehen. „Automanic“, ein Doppelalbum über Herzschmerz und Selbstzerstörung, erwies sich als sprichwörtliche schwere Geburt. Die schlechten Zeiten sind für den Kanadier mittlerweile passé, in seinen Songs finden sich nur noch wenige Überreste davon. Stattdessen bezog „Dovetale“ seine Kraft aus Freude und Glückseligkeit, aus Hoffnung und dem Eheleben. Der Mix aus Indie Rock und Folk Pop erreicht neue Höhen.

Songs wie „Idols“ bringen den Sound dieser Platte prima auf den Punkt. Diesen dreieinhalb Minuten haftet eine gewisse Dringlichkeit an, von druckvollem Understatement begleitet – ein Widerspruch in sich, der sich allerdings auf herrlich melodische Weise auflöst und in einen packenden Refrain führt. „Tonight“ mag es sogar noch eine Spur lauter und lebhafter, erinnert zwischenzeitlich an kunterbunten Beatles-Pop, denkt kurzfristig den Sound der Dears weiter und führt schließlich in einen packenden, überwiegend instrumentalen Zwischensprint mit klassischer Rock-Gitarre.

Es geht aber auch anders und reduzierter. „The Autumn“ schielt verstohlen gen Dream-Pop. Statt Drums und Percussion setzt es gedoppelte Vocals, mehrere Melodieschichten und Streicher aus der Dose – mindestens so spannend wie das vorwitzige, mit fernöstlichen Klängen experimentierende „Osaka“ oder der konstant wachsende Opener „Daydream Lover“. In „Take The Night“ gibt Krief den Noir-Papst – der Song würde auch gut bei Nick Cave funktionieren – nur um aus dem zunächst recht braven, übersichtlich gehaltenen „Venus“ einen kraftvollen Grower mit schriller Gitarre zu zaubern.

Auf seiner neuen Soloplatte, für die er übrigens alle Instrumente selbst einspielte, findet Patrick Krief zum Wesentlichen zurück. Kanalisierte er auf dem überlangen „Automanic“ noch Wut und Weltschmerz, spielt er sich auf „Dovetale“ endgültig frei. Überaus abwechslungsreiches Songwriting mit Pop- und Rock-Spitzen verschiedenster Spielarten treffen auf einen hörbar ausgeruhten, besser gelaunten Künstler, der Spaß an seiner Kunst hat und sich in einer der besten Phasen seines Lebens befindet. Aus dem Schatten seiner ehemaligen Hauptband ist Krief nun endgültig getreten.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.06.2019
Erhältlich über: Indica Records (Universal Music)

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