Horse Jumper Of Love – So Divine
Wie schwerfällig Musik sein kann, zeigt aktuell ein Trio aus Boston: Horse Jumper Of Love haben nicht nur einen der besten Bandnamen überhaupt, sondern auch ein Urverständnis für entschleunigte, depressive Musik. Alternative Rock, Post Punk und schemenhafte Darstellung menschlicher Gefühlsregungen laufen durch den Anti-Punk-Fleischwolf und suchen nach dem Sinn in der Aussichtslosigkeit. Der Titel des zweiten Albums „So Divine“ ist folgerichtig mit Vorsicht zu genießen, wohl sarkastisch zu verstehen.
„Poison“ bringt die Grundstimmung dieser Platte prima auf den Punkt. Beiläufig angeschlagene, dissonante Gitarre, schleppende Drums und harmoniebedürftige, dennoch leicht schiefe Vocals ergehen sich in kompletter Selbstaufgabe und erinnern im besten Sinn an Self Defense Family. Oberflächlich betrachtet, meint man einen Trauermarsch zu vernehmen. Diese spärliche Instrumentierung zieht sich durch weite Teile des Albums – siehe und höre unter anderem „Stray Dog“ und „Heaven“.
Seltene launische Momente, beispielsweise „Volcano“, lockern das Geschehen nur unwesentlich auf. Auch hier bleibt man dem Faible für Arab Strap treu, auch wenn es im Laufe der Zeit angenehm laut und unbequem wird. Die E-Gitarre erhält eine zentralere Rolle, mehr Distortion und zusätzliche Harmonien mischen den Song auf, ohne auch nur für eine Sekunde die Grundidee ad acta zu legen. Noch lauter wird es nur im für Band-Verhältnisse ungehobelten Opener „Airport“. Seltene eingängigere Momente, wie das in Post-Punk-Untiefen schwimmende „Ur Real Life Dress“, lockern das Geschehen gelungen auf. Dichte Melodieteppiche liefern neue Erkenntnisse.
Die Spannung bleibt hoch, auch wenn eigentlich wenig passiert. Understatement ist konstanter Begleiter von „So Divine“, eine im besten Sinne etwas andere Platte. Cassels lassen grüßen, auch wenn ihr jugendlich-wortreicher Geist von halbmonotonen Arrangements förmlich zerschlissen wird. Nichts ist wie erwartet, alles ist eitel: Horse Jumper Of Love zerren ganz heftig am seidenen Geduldsfaden und schreiben großartige Songs im Vorbeigehen. Man muss bloß ein paar Mal hinhören, um sie in diesem Meer an vorgetäuschter Gleichgültigkeit erkennen zu können.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 28.06.2019
Erhältlich über: Run For Cover Records (Warner Music)
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