Charlie Cunningham – Permanent Way
Die Schönheit des Moments und die Magie des perfekten Songs – zwei Idealbilder, denen Charlie Cunningham weiterhin nachjagt. Wobei, eigentlich ist „jagen“ ein widersprüchlicher Begriff, denn der Brite bleibt auch auf seinem zweiten Album relativ ruhig und entspannt. „Permanent Way“ macht genau dort weiter, wo „Lines“ vor zweieinhalb Jahren aufgehört hatte. Es setzt gefällige, reduzierte Singer/Songwriter-Kost mit gelegentlichen Anflügen von orchestraler Brillanz und einer feinen Prise Elektronik.
Wohin die Reise geht, fasst der eröffnende Titelsong „Permanent Way“ prima zusammen. Diese gut vier Minuten hätten auch prima auf das Debüt gepasst. Feines Fingerpicking, butterweicher Gesang und dezent wabernder Elektronik-Unterbau – man fühlt sich entfernt an die große Post-Dubstep-Welle vor einigen Jahren erinnert – setzen große Gefühle frei und bohren sich, gerade im instrumentalen Teil, immer tiefer ins Kleinhirn. Dort landet auch „Bite“ ohne Umwege. Während der beateske Unterbau mit warmen Synthis immer wärmer schimmert, singt sich Cunningham frei und drückt dem eigensinnigen Melodieteppich seinen Stempel auf.
Überhaupt wirkt dieses zweite Album noch eine Spur souveräner und breiter aufgestellt. „Different Spaces“ hat etwas herrlich Schwelgerisches an sich und zeigt, wohin die Reise von Coldplay hätte gehen können – reduziert, eigensinnig, dennoch poppig angehaucht. Aus „Stuck“ wird nach und nach eine große Halb-Ballade, „Sink In“ entfaltet beinahe meditative Qualitäten und „Hundred Times“ geht mit seinen beklemmenden Untertönen unter die Haut. Das geschickt anschwellende, nach und nach von filigranen Beats überrannte „Force Of Habit“ entpuppt sich als Urgewalt.
Ganz souverän und unaufdringlich setzt Charlie Cunningham seinen musikalischen Weg fort. Nahtlos knüpft „Permanent Way“ an den Einstand an und vertieft Vertrautes noch weiter. Elektronik und Tango (dieses Mal nur in einem kurzen Zwischenspiel) bleiben an Bord, ebenso die feine Klinge, wiederholt mit bewegenden Momenten kollidierend. Was der Brite auf seinem zweiten Album zeigt, hat nicht nur Hand und Fuß, es berührt und geht unter die Haut. „Permanent Way“ – man wünscht sich tatsächlich, dass es so weitergeht.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 07.06.2019
Erhältlich über: Infectious/ BMG Rights Management (Warner Music)
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