The Head And The Heart – Living Mirage

The Head And The Heart
(c) Alex Currie

Als The Head And The Heart-Sänger Jonathan Russell vor zehn Jahren seine Freundin bei einer Open-Mic-Nacht in Seattle kennenlernte, fragte er sich, ob diese Beziehung funktionieren könne. Diese Prämisse, begleitet von kleinen Exkursen aus dem Alltag und der Vergangenheit der Musiker, legt den Grundstein für das vierte Studioalbum von The Head And The Heart. Nach zwei Top-10-Platten in ihrer amerikanischen Heimat will „Living Mirage“ nun an diesen Erfolg anknüpfen.

Russell gab ebenfalls zu Protokoll, dass die Band noch nie so hart an einem Album gearbeitet hätte wie hieran. Das hört und spürt man auch, denn mehr Gefühl, mehr Tiefgang und deutlich ausgewogenere Arrangements begleiten den Indie-Folk-Sound zu neuen Höhen. Ein „Honeybee“ schielt in überraschend moderne Gefilde mit Piano und lockerem Beat-Konzept – eine kleine Abkehr vom gängigen Bandsound, dank feinen Vocals aber ähnlich stark wie die andere Auskopplung „Missed Connection“, ein deutlich folkigerer Song mit Schmelz in der Stimme und Schalk im Nacken.

Dass The Head And The Heart einiges zu sagen, aber auch zu beweisen haben, ist in jeder Note spürbar. „Saving Grace“ spielt mit folkig-balladesken Klängen, von grandiosem Gesang begleitet. Das eröffnende „See You Through My Eyes“ spielt hingegen mit verhalten frühlingshaften Sounds und Aufbruchsstimmung, nur um am Höhepunkt einen kleinen Haken gen Indie-Radio einzuschlagen – gemeinsam mit dem verspielten Drama und Schönklang von „Brenda“ sowie dem lebhaften, konstant wachsenden Titelsong „Living Mirage“ sicherlich der beste Moment dieser Platte. Der folkige, reduzierte Abgang „Glory Of Music“ reißt ebenso mit.

Noch größer, noch poppiger, noch eigenständiger: Das Sextett aus Seattle nimmt alles, was seinen Sound so spannend und mitreißend macht, unter die Lupe, und lässt jedes einzelne Element weiter wachsen. Deutlich radiolastigere Momente verwundern zunächst, packen letztlich aber mindestens so prima zu wie die gängigen Indie-Folk-Tracks. Kurzum: „Living Mirage“ ist The Head And The Heart in Reinkultur, gleichzeitig lauter und leiser, fragiler und intensiver.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.05.2019
Erhältlich über: Reprise Records (Warner Music)

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