Raketkanon – RKTKN#3

Raketkanon
(c) Anton Coene

Zeit für den nächsten Raketenabschuss: Stolze vier Jahre ließen Raketkanon seit ihrem letzten Album vergehen. Die Belgier entschieden sich für eine kreative Pause nach der letzten Tour, die unter anderem für Nebenprojekte – Frontmann Pieter-Paul Devos war mit Kapitan Korsakov aktiv – genutzt wurde. Nun meldet sich das Quartett aus Gent mit seinem unheilvollen Mix aus Noise Rock, Electro und Post-Hardcore zurück. Natürlich kann der Drittling nur „RKTKN#3“ heißen und erneut an die Substanz gehen.

Für Band-Verhältnisse eröffnet „Ricky“ das Geschehen relativ gemäßigt. Synths und Drums führen in bratende Strophen mit dicken Gitarren und wilden Vocals, die, wie es im Englischen so schön heißt, ‚all over the place‘ sind. Im angedeuteten Falsett flitzt Devos wie ein Derwisch über das Arrangement, während seine Band mit Industrial-Elementen kokettiert. Ein tatsächliches Crescendo bleibt aus, was den Dreiminüter allerdings nicht minder spannend macht. In „Harry“ schrillen die Alarmglocken, wenn die Belgier mit Battles und Liars kokettieren, nur um urplötzliche Math-Rock-Attacken zu starten.

Allgemein lassen sich noch mehr Elektronik und Synthi-Gewitter beobachten. „Robin“, zugleich längster Track dieses Drittlings, rückt die klaren Gitarren beispielsweise komplett in den Hintergrund und deutet meditative Klänge nebst synthetischen Fanfaren an. Das ist mindestens so großartig wie das chaotische „Fons“. Hier entladen sich Raketkanon gleich mehrfach mit bitterbösen Post-Hardcore-Attacken, epischen Melodiebögen und purer Distortion. Ein „Lou“ beschwört hingegen die musikalische Verwandtschaft zu Mike Patton herauf, wenn stoischer Noise- und Industrial-Rock urplötzlich von spitzen Schreien bombardiert wird. Der ruhige und doch leicht vertrackte Abgang in Form von „Mido“ fühlt sich da gleich doppelt prima an.

Noch wilder, noch kaputter: „RKTKN#3“ bemüht sich um deutlich schroffere, lautere Electro-Einflüsse, dazu kommt mehr und mehr Industrial im wilden Noise-Dickicht. Neben wütenden Schrei-Attacken fühlen sich die immer wieder, durchaus unerwartet eingestreuten Melodien doppelt gut an. Raketkanon arbeiten stärker denn je mit Gegensätzen und fahren damit gut. Abermals ist ihr unorthdoxer Sound nicht für jeden, und doch gibt es mit „Ricky“, „Robin“ und „Fons“ mindestens drei Überflieger, an denen es sich prima knabbern lässt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 05.04.2019
Erhältlich über: Alcopop! Records (Soulfood Music)

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