Martha – Love Keeps Kicking
Martha kommen aus Pity Me, sind aber alles andere als bemitleidenswert – das obligatorische Wortspiel wäre hiermit abgedeckt. Tatsächlich konnte sich das britische Quartett mit gleich mehreren Stimmen ohne Frontanker in den letzten fünf Jahren beständig ein kleines aber feines Publikum erspielen, das die Mischung aus Punk, Indie und Garage Rock hörbar zu schätzen weiß. Auf „Love Keeps Kicking“ befassen sich Martha nun mit dem Ende einer Beziehung und stellen diese episodenweise in den Kontext der gegenwärtigen weltpolitischen und gesellschaftlichen Abwärtsspirale.
Hört man nur auf die Musik, ist anfänglich von dieser Schwere rein gar nichts zu spüren. „Heart Is Healing“ eröffnet mit glockenhellen Harmonien, einem Hauch von Beach Boys-Gitarrenpop und surftauglichen Vocals. „This year blew my world apart“, meint Daniel Ellis schließlich, und tastet sich in unverschämt eingängige Abgründe vor. Nicht zum letzten Mal werden Erinnerungen an Dinosaur Jr. wach, das Riff wirkt im besten Sinne vertraut. Das relativ ruhige „Orange Juice“ streut beispielsweise ein lässiges J Mascis-Gitarrensolo ein, während der Track sich von der Halb-Ballade zum nachdenklichen Rocker entwickelt.
Gewisse Widersprüche zwischen Text und Arrangement sind bei den Briten Dauerzustand und geben den Tracks eine sympathische weitere Bedeutungsebene. So würde man den hibbeligen Punk-Rocker „Wrestlemania VIII“ wohl kaum mit einer Hymne für Ausgestoßene assoziieren, wobei der dezent an „First Date“ von Blink-182 erinnernde Refrain durchaus gewisse Querverweise zulässt. An anderer Stelle flirrt der schrammeliger Rocker „Sight For Sore Eyes“ mit verstohlener Hoffnung aus den Boxen, packt „The Void“ nachdenkliche Harmonien neben tiefe Gefühlsabgründe und sorgt der Titelsong für einen Hauch von 60s- und 70s-Magie aus.
Eigentlich ist jeder einzelne dieser elf Tracks für sich gesehen eine kleine Perle. Martha zeigen erneut eindrucksvolle musikalische Bandbreite von der fragilen, reduzierten Ballade bis zum wilden, ausgelassenen Garage-Punk-Monster. „Love Keeps Kicking“ vereint alles, was die letzten drei Platte bereits unterhaltsam machte, nun auf einem weiteren starken Album mit Grower-Faktor, unverschämter Eingängigkeit und gewohnt spannenden Lyrics. Selten lagen gute Laune und seelische Abgründe so harmonisch und zuckersüß verpackt nebeneinander.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 05.04.2019
Erhältlich über: Big Scary Monsters (AL!VE)
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