Kelly Finnigan – The Tales People Tell

Obwohl sie bereits seit über einem Jahrzehnt touren, bleiben die Monophonics zumindest hierzulande ein halbwegs unbeschriebenes Blatt. Die Band aus der Bay Area vermischt Soul und RnB mit Indie- und Psychedelic-Sounds – tanzbar, eingängig und irgendwie anders. Frontmann Kelly Finnigan versucht sich nun an einer Soloplatte und vertont sein dem Soul, HipHop und RnB gewidmetes Leben. „The Tales People Tell“ reißt im besten Sinne mit.

Das eröffnende „I Don’t Wanna Wait“ zählt zu den besten Songs dieser Platte und verpackt die Geschichte des Soul in dreieinhalb Minuten. Finnigan flirtet kurz mit Motown-Elementen, nimmt ein wenig Marvin Gaye mit, romantisiert und nimmt im kurzen Refrain mit auf eine kleine Reise. Die Stimmbänder glühen förmlich, dürfen sich im folgenden „I’ll Never Love Again“ so richtig verausgaben. HipHop-Querverweise im Beat treffen auf smoothen und doch überaus lebhaften Soul mit ordentlich Power, Druck und Gefühl.

Sobald es etwas stärker in Richtung RnB geht, wechselt Kelly Finnigan zur Kopfstimme. Songs wie „Since I Don’t Have You Anymore“ und „Catch Me I’m Falling“ hören sich alleine deswegen schon komplett anders an, als wäre hier sogar ein anderer Künstler am Werk. Zwischen Leisetreterei, balladesken Feldversuchen und gelegentlichen Ausbrüchen in wildere Gefilde zeigt sich der US-Amerikaner von einer spannenden, anderen Seite. Rundherum setzt es großes Soul-Kino, darunter das kraftvolle „Freedom“ und das lebhafte, verhalten tanzbare „Every Time It Rains“.

Von musikalischer Gleichförmigkeit hält Kelly Finnigan hörbar wenig und entführt dafür kurzerhand auf eine kleine Reise in seine musikalische Jugend. Angenehm verschachtelte, treibende HipHop-Beats kollidieren mit kraftvollem Soul, nur um von filigranen RnB-Exkursen torpediert zu werden; und dann noch mal alles von vorne. So dauert es ein wenig, bis „The Tales People Tell“ einen roten Faden hergibt. Stark ist das Solodebüt allemal geworden, die Geduld lohnt sich – ein tolles Retro-Werk mit angenehm zeitloser Note.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 26.04.2019
Erhältlich über: Colemine Records (Cargo Records)

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