John Fairhurst – The Divided Kingdom
Wenn es um John Fairhurst geht, überschlägt sich die Fachpresse. Vom Jimi Hendrix Wigans ist die Rede, ebenso von einem der drei besten Resonatorgitarristen der Welt. Und doch ist der mittlerweile in London residierende Bluesmusiker trotz mehrerer starker Releases noch ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt. Vielleicht ändert sich das nun mit „The Divided Kingdom“, auf dem Fairhurst Rock’n’Roll als Protestmusik zelebriert.
Heavy Blues nennt sich das, was der Brite macht, und diese Beschreibung passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Tief im Blues Rock verwurzelt, zeichnet sich sein Sound durch besondere Schwere, ordentlich Druck und sogar dezent metallisch angehauchte Riffs an, begleitet von tiefer Grabesstimme. Man ziehe nur das ellenlange, an der Sieben-Minuten-Marke kratzende „Lies And A .45“ heran. Mit jeder Sekunde singt sich Fairhurst weiter in einen Rausch, lässt sich zwischenzweilich von ein paar Sängerinnen begleiten und streut am Höhepunkt ein lässiges Gitarrensolo ein – natürlich, wie immer, von Toby Murray an den Drums unterstützt.
Jeder Track trifft ins Schwarze. Bereits der eröffnende Titelsong, die vielleicht deutlichste Rock’n’Roll-Referenz, erweist sich als wunderbares, kurzweiliges Machwerk mit feiner Gitarrenarbeit, das angenehm finstere und verspielte „Hungry Blues (Slight Return)“ baut prima darauf auf. Fairhurst steht ebenso für beinahe doomige Exkurse, welche in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele ziehen. Zwar beginnt „Going To See My Baby“ für seine Verhältnisse klassisch und linear, doch mit fortgeschrittener Spieldauer zieht der reduzierte Rocker immer weiter hinab in den Sumpf. Das wütende, überwiegend instrumentale Finale setzt dem Track, wie auch dem Album, das Sahnehäubchen auf.
„The Divided Kingdom“ lebt und atmet schweren Blues in Reinkultur. Der wuchtige, unwahrscheinlich drückende Rock-Anteil, der Outlaw-Charme, die immer wieder anschwellende Resonatorgitarre – all das trägt zu einer von vorne bis hinten stimmigen Platte mit hohem Suchtfaktor bei. Cleveres Songwriting und ein verdammt guter Protagonist mit bewegender Stimme und spannenden, durchaus überraschenden Einfällen legen die Essenz des Blues Rock offen und tragen diese in neue Sphären.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 12.04.2019
Erhältlich über: Singing Light Music (Cargo Records)
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