UNKLE – The Road: Part II / Lost Highway
Nach mehreren vergleichsweise ruhigen Jahren meldete sich James Lavelle im Sommer 2017 wieder mit neuem Studio-Output zurück. Nicht nur das, „The Road, Pt. 1“ lieferte zugleich den Auftakt zu einer Trilogie. Laut UNKLE-Mastermind beschreibt diese eine Reise vom Aufbruch (besagtes erstes Album) über die Reise an sich bis zum Nachhausekommen. Nun geht es also um den Weg in Richtung Ziel: „The Road: Part II / Lost Highway“ ist ohne Frage die vielschichtigste UNKLE-Platte bis dato und zugleich so elektronisch und eklektisch wie schon lange nicht mehr.
Natürlich darf sich Lavelle abermals auf eine ellenlange Gästeliste bestehend aus Legenden, etablierten Größen und heißen Newcomern stützen. Bereits in „Requiem (When You Talk Love)“, dem ersten regulären Song des ersten Aktes – dieses Album erstreckt sich gleich über zwei CDs – taucht die vertraute Stimme Mark Lanegans auf. Der Dauergast singt eine Art Gospelsong, einzig von elektronischem Minimalismus und einem Stimmengewirr unterstützt. Bereits „Ar.Mour“ bietet im Anschluss konträre Kost. Hier mischen Miink und Elliott Power, die beiden Hauptgäste dieses Albums, mit. Düsterer TripHop mit greifbaren Tricky-Vibes begleiten das herrliche und doch überaus finstere Stück Musik.
Über weite Strecken gestaltet sich die Platte als Siegeszug, auch wenn es ob der stilistischen Breite gar nicht so leicht ist, einen roten Faden zu erkennen. „Find An Outsider“ mit The Big Pink spielt mit legerer Hoffnung, das von Tom Smith (Editors) eingesungene „The Other Side“ flirtet mit Selbstaufgabe, während der All-Star-Cast von „Crucifixion / A Prophet“ (nebst Smith und Miink treten unter anderem Ian Astbury und Chris Goss auf) geschickt die Qualitäten bedrückender Schwere ausschöpft. Wer hätte Mick Jones von The Clash im ellenlangen „Kubrick“, wer Dhani Harrison im fragilen „Days And Nights“ erkannt? Ganz egal, denn beide Tracks funktionieren und geben sogar dem Guilty Pleasure „Touch Me“, ein House-Klassiker von Rui Da Silva, ordentlich Raum zum Atmen.
Was bei dieser Armada an Prominenz aber nicht übersehen werden darf: Jedes Kapitel dieser Platte, selbst der uncharakteristische House-Rausschmeißer, haben ihre Daseinsberechtigung auf dieser Platte. „The Road“ findet seine Fortsetzung in einem mehr als würdigen zweiten Teil, der UNKLE tiefer denn je in elektronische Gefilde und letztlich zurück zu seinen TripHop-Wurzeln führt. Rock und Alternative werden auf vertraute Gaststimmen reduziert, der Rest ist eine bunte Klangreise in Grau- und Beigetönen. Es dauert eine ganze Weile, um die schiere Masse an Musik zu erfassen und zu begreifen, es lohnt sich allerdings – wie sich das für Lavelle nun mal gehört. Der hoffentlich krönende Abschluss darf mit Spannung erwartet werden.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 29.03.2019
Erhältlich über: Songs For The Def (Membran)
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