The Cinematic Orchestra – To Believe
Geduld ist eine Tugend, welche für Fans von The Cinematic Orchestra einen besonders hohen Stellenwert einnimmt. Tatsächlich vergingen stattliche zwölf Jahre seit dem bis dato letzten Studioalbum „Ma Fleur“. Zwar waren die Briten in der Zwischenzeit mit Soundtrack- und Live-Platten sowie Soloprojekten beschäftigt, neues Material blieb aber Mangelware. „To Believe“ hat somit etwas von einem Mini-Comeback, zumindest auf Studioebene, und widmet sich Fragen des Glaubens.
Ob religiös oder spirituell – zwei Attribute, die prima zu The Cinematic Orchestra passen – in diesen gut 53 Minuten tauchen die Londoner tiefer und tiefer in komplexe Themen ein; Themen, die man der leichtfüßigen Musik gar nicht so recht anhören will. Der eröffnende Titelsong mit Vocals von Moses Sumney arbeitet den typisch jazzigen Cinematic-Vibe in String-Arrangements und puren Minimalismus ein – auf fünfeinhalb Minuten ausgedehnt und doch zu keiner Sekunde langweilig. Fans kennen den Track bereits, erschien er doch bereits 2016 als erstes Lebenszeichen. Damals sollte „To Believe“ im Folgejahr erscheinen. Lang, lang ist’s her.
Bestens bekannt ist natürlich „A Caged Bird/Imitations Of Life“, der gemeinsame Vorbote mit Roots Manuva. So entspannt und durchaus dubbig hat man den guten Mann schon lange nicht gehört, wobei sich das Produzenten-Team dahinter gerade im Refrain um weite, offene Klangflächen bemüht. Das klappt unter anderem im rein instrumentalen „The Workers Of Art“ recht gut, während „Lessons“ einen Hauch von The Avalanches mitbringt. Die bedrückende Schwere von „Zero One/This Fantasy“ kollidiert mit federnder Elektronik und Grey Reverends butterweichen Vocals in einem weiteren traumhaften Moment zwischen den Sphären.
„To Believe“ spielt mit Erwartungshaltung, deutet so manchen schroffen Moment an – gerade das elfminütige Finale „A Promise“ scheint gleich mehrmals zu eskalieren, nur um sich im letzten Moment einzukriegen – und verbreitet dennoch gewohnt jazzige Downtempo-Vibes im steten Suchen nach dem Sinn hinter der Sinnlosigkeit. The Cinematic Orchestra setzen frische Akzente sparsam ein und zeigen sich souverän, leidenschaftlich, bewegend, tiefenentspannt und doch so aufwühlend. Mehr als nur ein Comeback-Album, sondern ein konsequentes Statement in angenehm raumdenkender Arrangierung: „To Believe“ gestaltet sich als Volltreffer.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 15.03.2019
Erhältlich über: Ninja Tune (Rough Trade)
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