Ten Fé – Future Perfect, Present Tense

Ten Fé
(c) Abi Raymaker

Manchmal geht es nur um den einen großen Moment, diese wunderbare Melodie, diesen zeitlosen Song – Ten Fé haben sich solchen Pop-Erfahrungen verschrieben, auch wenn sie, streng genommen, nichts mit gängigem Mainstream-Sound zu tun haben. Die Briten um Ben Moorhouse und Leo Duncan, die bereits bei Real Fur zusammenspielten, arbeiten mit Indie- und Britpop-Erkenntnissen, selbst ein Hauch von Madchester umweht ihr zweites Studioalbum „Future Perfect, Present Tense“.

Wie einfach es gehen kann, zeigt der Opener „Won’t Happen“. Von einer locker angeschlagenen Gitarre und einem Hauch Americana begleitet, führt dieser vergleichsweise rockige Song unweigerlich in einen mitreißenden Refrain. Dieser deutet Tanzbarkeit an, legt sich letztlich aber auf Understatement mit Gefühl fest. Nicht nur hier brodelt es stetig, doch letztlich behält unpeinliche Eingängigkeit die Oberhand. Das gelingt auch in „Coasting“ prima. Die Melodie würde prima im Dream-Pop-Umfeld funktionieren, die entspannte Eskalation des Arrangements erinnert entfernt – und sympathisch – an The 1975.

Kleine Hits und Indie-Perlen finden sich hier in beeindruckend hoher Zahl. „Here Again“ experimentiert beispielsweise mit einer Art Wall of Sound, erinnert stellenweise an die ruhigen Momente von Vega4 und könnte doch eigenständiger kaum sein. Dass sich mit „Caught On The Inside“ ein angenehm anspruchsvoller Track mit Überlänge auf diesem Zweitling findet, passt auch ins Bild. An der Sieben-Minuten-Marke kratzend, passiert eigentlich nicht zu viel. Ein einfaches Motiv schwillt immer weiter an, nimmt zusätzliche Instrumente mit auf den Weg und setzt gleich mehrere grandiose Melodien frei. Immer tiefer ziehen Ten Fé in diesen magischen, musikalischen Abgrund hinein.

Die Briten dürfen das, man kann und will sich nicht wehren. „Future Perfect, Present Tense“ wächst immer weiter und weiter, unaufhörlich und geradezu großartig. Auf den ersten Blick wirken die Songs des Quintetts nett und unscheinbar, ihre Ausstrahlung lässt sich dafür nur schwer in angemessene Worte kleiden. Durch gezielte Wiederholung, harmonische Melodieteppiche und gemächliche Eskalation ihrer Arrangements blühen Ten Fé auf Albumlänge abermals auf. Warum findet man diese Tracks eigentlich nicht auch im Radio, wo sie Tag für Tag versüßen würden?

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 08.03.2019
Erhältlich über: Some Kinda Love / PIAS (Rough Trade)

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