Helgi Jonsson – Intelligentle

Helgi Jonsson
(c) Tina Dico

Eine viel zu lange Pause geht zu Ende. Wobei, untätig war Helgi Jonsson seit dem Release von „Big Spring“ im September 2011 nun keineswegs. Er produzierte und schrieb mit seiner Frau Tina Dico, spielte außerdem Posaune für so unterschiedliche Künstler wie Sigur Rós, BOY und Philipp Poisel. Eine kleine EP diente 2016 als Lebenszeichen, nun ist der Isländer wieder auf Albumlänge zurück. „Intelligentle“ liegt tiefe Einblicke in die Seele des Musikers, Familienvaters und Naturmenschen frei.

Die Art und Weise, wie sich der eröffnende Fünfminüter „Lofa Mér“ beinahe im Zeitlupentempo seinen Weg in dieses Album bahnt, weckt wohlige Erinnerungen an bessere Tage. Helgi Jonsson verfügt tatsächlich nach wie vor über jenes Händchen für magische, fragile Songs und Momente großer Gefühle. Eigentlich passiert herzlich wenig in diesem Song – Beat, Piano und ein paar Loops, dazu der hohe, helle Gesang des Isländers – und doch reicht dieser Minimalismus, um binnen Sekunden alles um sich herum vollends einzunehmen.

Genau das ist Jonssons Stärke: Mit vergleichsweise wenig macht er unheimlich viel. Wenn in „Run Wild“ beispielsweise ein Banjo einsetzt und rund um ein gefühlvolles Stück Indiemusik oszilliert, bewegt das mindestens so sehr wie die im Zeitlupentempo aufblühende Single „Hundred Miles“ oder das gemächliche, einen Hauch von Sigur Rós atmende „Other Than You“. Selbst etwas lebhaftere Momente, wie das glockenhelle „Trouble Is“, der verschachtelte Titelsong und das blubbernde „Lyfta“, reißen sofort mit.

Was „Intelligentle“ – und Jonsson als Musiker – so spannend und attraktiv macht, ist das konstante Spiel mit Gefühlen, ohne auch nur ansatzweise in peinlich berührende Fallen zu tappen. Jede Emotion wirkt echt und ehrlich, jede Melodie anspruchsvoll genug, um selbst poppigste Harmonien in clevere Alternative-Gefilde zu zerren. Entsprechend anders, letztlich aber doch so wunderbar vertraut, wirkt dieses überaus willkommene Lebenszeichen. Helgi Jonsson bleibt sich selbst treu durch wiederholte kleine Überraschungen und fragile Songperlen mit unheimlicher Cleverness und stetem Ohr für die Schönheit des Moments. Es ist gut, den Isländer zurück zu haben, auch wenn er eigentlich nie so wirklich weg war.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 15.03.2019
Erhältlich über: BMG Rights Management (Warner Music)

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