Black Lung – Ancients
In nur zwei Alben an die Spitze: Die Art und Weise, wie sich Black Lung in kürzester Zeit vom Nebenprojekt zu den Meistern eines Genres, das sich eigentlich kaum eingrenzen lässt, spielten, ringt Respekt ab. Darauf will natürlich aufgebaut werden, und so ließ man sich erstmals ein wenig Zeit fürs Songwriting, dazu hält ein echter Bass Einzug ins Geschehen – eingespielt von J.Robbins, dem einen oder anderen von Jawbox bekannt. „Ancients“ behält die Düsternis der letzten Platten bei, wirkt zugleich aber musikalisch offener.
„Mother Of The Sun“ macht genau da weiter, wo „See The Enemy“ aufhörte. Blei und Doom tänzeln durch diese fünfeinhalb Minuten, von entfremdetem Blues und wütenden Schreien begleitet. Der Gesang entgleitet mehr und mehr, nimmt beinahe soulige Form an und liefert dennoch Gewohntes. Der nun folgende Titelsong „Ancients“ packt alles, was Black Lung ausmacht, in 184 leidenschaftliche Sekunden. Furztrocken, geradlinig und doch unerwartet komplex geben sich Fuzz-, Stoner- und Psych-Riffs die sprichwörtliche Klinke in die Hand.
Je länger dieses dritte Album dauert, desto besser wird es auch. Selbst nach den ersten paar Durchläufen unscheinbar anmutende Tracks, wie „Vultures“, blühen letztlich auf. In besagtem Sechsminüter scheint das Trio eine gefühlte halbe Ewigkeit nach dem musikalischen Sinn des Lebens zu suchen. Brodelnde Spannung macht sich breit, die große Explosion scheint nahe – und folgt urplötzlich mit ungeahnter Vehemenz. Dass direkt davor „Badlands“ relativ trockene wie schroffe Riffs und ausladende Stoner-Psych-Jams bündelt, passt in das Black Lung’sche Bild. Wer es hingegen vergleichsweise eingängig mag, lässt sich von „Voices“ gefälligen Rock durch die Frise drücken. Aus dem Blues-Standard wird schnell ein süffiges Monster mit epischen Untertönen.
Sie scheinen momentan unfehlbar zu sein: Abermals kratzen Black Lung an der Perfektion. „Ancients“ setzt auf offene Flächen, gibt den Instrumenten noch mehr Luft zum Atmen und wirkt somit eine Spur weitläufiger, verlangt weitere Durchläufe zur vollen Entfaltung. Wenn diese Platte schließlich explodiert, dann so richtig. Von vorne bis hinten geniale Tracks, musikalische Monstrosität und spürbares, pulsierendes Herzblut legen gleich mehrere emotionale Mördergruben offen. Was für ein wilder, grenzgenialer Trip.
Wertung: 4,5/5
Erhältlich ab: 22.03.2019
Erhältlich über: Noisolution (Soulfood Music)
Black Lung @ Facebook
„Ancients“ @ Amazon kaufen