Westkust – Westkust

Westkust
(c) Through Love Records

Göteborg, oh du Brutstätte aller Melodic Death Metal-Urväter. In Hartwurst-Kreisen ist die Stadt an der schwedischen Westküste als Mekka für eingängig-brachiale Klänge bekannt, aber darüber hinaus? Hier findet sich so manche spektakuläre Band, darunter auch Westkust, zu Deutsch „Westküste“ – na, klingelt’s? Nach dem Release ihres Debütalbums gingen drei Mitglieder im Guten von Bord. Mit erneuertem Line-up und nun nur noch zu viert unterwegs, wuchs die betörende Mischung aus Shoegaze, Dream-Pop und Alternative Rock nur noch weiter. Bezeichnenderweise trägt das zweite Album bloß den Bandnamen.

Von personellen Rückschlägen herzlich unbeeindruckt, packen Westkust eine der besten halben Stunden des noch jungen Jahres aus. Ihr hibbeliger Sound – schroffe Gitarren, Weichzeichner, eingängige Melodien und dezente Post-Punk-Untertöne – trifft ins Schwarze, wie unter anderem „Cotton Skies“ eindrucksvoll unter Beweis stellt. Julia Bjernelinds fordernder und doch schmeichelnder Gesang geht unter die Haut, der dichte Klangwall drückt förmlich an die Wand und trägt doch unverschämt eingängige Untertöne in sich. Dass so manche Melodie entfernt an das Holy Esque-Debüt erinnert, geht als angenehmer Nebeneffekt durch.

So trifft hier Hit auf Hit, unwahrscheinlich dicht und atemlos, dennoch zu keiner Zeit überladen. In nur zweieinhalb Minuten fegt der Opener „Swebeach“ mit seinen himmlischen Riffs, mächtigen Uptempo-Wellen und entzückenden Vocals durch die Lande. Danach macht „Rush“ seinem Namen alle Ehre. Auch wenn das Tempo ein wenig rausgenommen wird, so nimmt das dicke Jesus And The Mary Chain-Riff dennoch auf eine prächtige Reise mit. Ein „Adore“ öffnet sich komplett mit wunderbaren Pop-Appeal und dem vielleicht kratzbürstigsten Gitarren-Mittelteil des gesamten Albums, während „Drive“ sogar verstohlen in angepunkte Gefilde schielt.

In nur 31 Minuten kommen Westkust dem perfekten Album unglaublich nahe. An ihrem Zweitling hängt kein Gramm Fett zu viel. Jede Note sitzt, jedes entstellte Riff reißt mit, jede Melodie verleitet zum Schwelgen, jede gesungene Note geht unter die Haut. Hier schwingt unwahrscheinlich viel Lebensenergie mit – bezogen aus bedrückenden und durchaus belastenden Themen, von den Schweden in pure Rock-Energie umgewandelt. „Westkust“ begrüßt den Frühling mit einer echten Energieleistung und sollte weit vorne auf den Jahresbestenlisten landen.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 01.03.2019
Erhältlich über: Through Love Records (Indigo)

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