Emarosa – Peach Club
Emarosa, war das nicht diese musikalisch gerne mal gen Metalcore schielende Post-Hardcore-Band aus Lexington? Wer das vielseitige Quartett immer noch derartig beschreibt, muss musikalisch hinter dem Mond leben, denn eine erste Stilkorrektur in Richtung Alternative Rock erfolgte bei den Amis bereits nach dem Sängerwechsel (Jonny Craig wurde damals durch Bradley Scott Walden ersetzt) auf ihrem drittem, 2014 erschienenen, Album „Versus“. Während Emarosa auf der letzten Scheibe „131“ dem Post-Hardcore dann endgültig Lebewohl sagten und versuchten, in ihrem neuen musikalischen Umfeld Fuß zu fassen, ist anno 2019 auch Alternative Rock schon wieder ein alter Hut für die Band. Alte Fans werden ihren Ohren nicht trauen, denn auf dem neuesten Werk „Peach Club“ gibt es von vorne bis hinten ausschließlich tief in den 80er Jahren verwurzelten Synthiepop zu hören!
Wer nun vorschnell „Das ist nicht mehr meine Band“ schreit, mag dazu sicherlich alles Recht haben, zumindest eine Chance sollte er dem neuen Album aber dennoch geben. Denn auch wenn Emarosa sich nun endgültig nicht nur vom Metal(core), sondern auch generell von der Rockmusik verabschiedet haben, kann man „Peach Club“ zumindest ein durchweg hohes musikalisches Niveau nicht absprechen. Songs wie der geniale, mit einem Saxophon-Solo unterlegte Opener „Givin‘ Up“ sind nämlich poppig-eingängige Ohrwürmer erster Güte – vor 30 Jahren dürfte die Band damit echte Hit-Chancen gehabt haben. Zudem nutzen Emarosa zumindest das ganze Spektrum ihres neuen musikalischen Rahmens und erweitern die Synthiepop-Basis immer wieder durch Einflüsse aus Funk und Elektro und hier und da gibt es sogar noch ganz dezent durchschimmernde Rock-Einsprengsel.
Neben dem Opener enthält „Peach Club“ eine Menge weiterer hochkarätiger Hitkandidaten. Da wären etwa das als Single veröffentlichte, wunderschöne „Don’t Cry“, der mit einem mitreißenden Groove unterlegte Ohrwurm „Cautious“, das dezent funkige „So Bad“ und nicht zuletzt auch noch „Help You Out“, jener Song auf dem Album, der die rockige Vergangenheit der Band noch am ehesten erahnen lässt. Als Enttäuschung stellt sich hingegen die kraftlose Akustikballade „xo“ heraus.
Da es sich dabei jedoch um den einzigen schwachen Song handelt und sich die Band sonst durchgängig oberhalb des Durchschnitts bewegt, ist „Peach Club“ eine Empfehlung für alle Anhänger der immer noch grassierenden Retrowelle, für Synthiepop-Liebhaber, auch auch für mutige Fans der älteren Alben, die austesten wollen, ob sie dem neuen Stil ihrer alten Lieblinge nicht doch etwas abgewinnen können.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 08.02.2019 (DL-Album)
Erhältlich über: Hopeless Records
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