Coppersky – Orbiter

Coppersky
(c) Henk Otte

Coppersky um die drei in Kolumbien geborenen Brüder Zwart melden sich mit einem neuen Nackenschlag zurück. Die niederländische Alternative-Band versteht sich auf dicke Riffs, 70s-Referenzen, Power-Pop und einen Hauch von Grunge – im Prinzip alles, was die letzten gitarrenverstärkten Jahrzehnte so hervorgebracht haben. „Orbiter“, das mittlerweile dritte Studioalbum, befasst sich vornehmlich mit Enttäuschung und zwischenmenschlichen Beziehungen, und genauso heavy wie zerrissen klingen auch diese neun Tracks.

Dass gerade der Opener „Son Of The Light“ ein klein wenig auf die falsche Fährte führt, passt ins Bild, denn die recht ruhige, beinahe psychedelisch angehauchte erste Minute sorgt für Verwirrung. Erik Zwart erinnert in seiner Intonation nicht zum letzten Mal an Eddie Vedder, während die filigrane Gitarrenarbeit und die luftigen Drums noch älter anmuten. Bereits das folgende „Bloody Honeymoon“ gibt sich eine Spur direkter, wenn auch nachdenklich. Coppersky denken bevorzugt um gleich mehrere Ecken und stehen sich damit auf den ersten Blick selbst im Wege. Letztlich setzt diese unorthodoxe musikalische Herangehensweise massig Widerhäkchen frei und bleibt hängen, weil man eben zuhören muss; weil man wissen will, was hier eigentlich los ist.

Je länger das Album dauert, so scheint es, desto direkter gestaltet sich die Herangehensweise des Quartetts. Ein „Rock Cafe“ pendelt geschickt zwischen tanzbaren Strophen und frontalem Refrain, „Tesseract“ groovt sich so richtig schön ein und setzt einen mächtigen Pearl Jam-Refrain der Extraklasse frei, während „Son Of The Night“ die Balladen-Disziplin geschickt meistert. Zwischen all diesen Extremen lauert das überlange „Cassini“, eine Art sechsminütige Jam-Session in Songform gepresst. Hier schwingt unwahrscheinlich viel Swagger mit, massig Spielfreude und verdammt starke Instrumental-Arbeit inklusive. Ja, selbst ein Hauch von Prog lässt sich heraushören.

Coppersky halten hörbar wenig von klassischen Songstrukturen und brechen regelmäßig mit etablierten Standards – gekonnt, gezielt und mit wachsender Begeisterung. Nicht immer sind die einzelnen Tracks auf „Orbiter“ als solche zu erkennen, drehen und winden sich diese doch mit wachsender Begeisterung. Konzentration ist gefragt, um diese komplexe Masse zu entschlüsseln, doch ruht in eben jener ungewöhnlichen wie mitreißenden Herangehensweise unheimlich viel Power. Reihenweise bärenstarke Songs, mächtige Riffs und das geschickte Vorbeischrammen an Konventionen lässt das dritte Coppersky-Album zum musikalischen Fest reifen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 22.02.2019
Erhältlich über: popup-records (Soulfood Music)

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