A Mote Of Dust – II
Craig Beaton wandlungsfähig zu nennen, wäre wohl dezent untertrieben. Seit Mitte der 90er bereichert der Schotte die Musikszene – zuerst mit Ganger, dann mit Aereogramme und schließlich als Teil von The Unwinding Hours. Seit 2015 frönt er nun seinem Faible für klassisches Songwritertum. Einzig von Graeme Smillie am Klavier unterstützt, widmet sich A Mote Of Dust persönlichen Themen und der Fragilität des Moments. „II“ ist, wenig überraschend, nun das zweite Studioalbum und zugleich Beatons vermutlicher Schwanengesang.
Tatsächlich möchte sich der Veteran mit dieser Platte aus der Musikwelt verabschieden und zieht nochmals alle Register. Von neu hinzugekommenen Beats und Synthesizern begleitet, macht er seinem Frust Luft und regt sich gekonnt über die Welt um ihn herum auf, was man den so fragilen, zerbrechlichen Songs eigentlich nicht anhört. Wie er sich in „Evolve“ über die selbstherrliche, egoistische Gesellschaft ergeht, beeindruckt und bewegt. Der zarten, minimalistischen Instrumentierung, die in weiterer Folge ein wenig mehr Tiefgang erhält, hört man diesen Biss eigentlich nicht an.
In der Zwischenwelt machen es sich A Mote Of Dust bequem und paaren die Vehemenz von Nathan Gray mit dem Understatement von The Cinematic Orchestra. Wie in „Second Last First“ urplötzlich Strings aus der Dose auftauchen, wie das Duo „Summersong“ und „Wintersong“ an Schmerz und Chaos zu zerbrechen droht, wie „A Fundamental Problem“ mit einem Hauch von Post-Dubstep im Hintergrund überrascht – all das lässt Beaton schon jetzt vermissen.
Für den Schotten war nach dem Durchhören des fertigen Albums klar, dass hierauf nichts mehr folgen könne. Tatsächlich scheint ein Abschied nach dieser langen Zeit in der Musikindustrie nur allzu verständlich zu sein, und doch wird man Beaton und A Mote Of Dust vermissen. „II“ zieht noch mal alle Register und erweist sich als gekonntes Spiel mit Bedeutungsebenen, mit Emotionen und Konventionen. Dieser Abgang schmerzt, auch wenn er süßer kaum sein könnte.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 01.03.2019
Erhältlich über: Stargazer Records (Broken Silence)
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