Mnevis – Episodes
In der aargauischen Provinz sagt man Mnevis Kultstatus nach. Seit zehn Jahren drängen die Schweizer immer wieder an die Oberfläche für einige wenige Konzerte, auf Platte gebannte Musik ist jedoch Mangelware. Dass es erst jetzt zum Debütalbum kommt, passt ins Bild, doch das ist dafür eine richtig starke Nummer geworden. „Episodes“ schubst seine Pop-Visionen durch Indie- und Electro-Welten, begleitet vom geschickten Aufbrechen gängiger Songstrukturen und konsequenten Um-die-Ecke-Denken.
Was dieses Album so hochspannend macht, ist die Mischung aus konsequenter Verweigerungshaltung und unverschämter Eingängigkeit, die an poppige Radiohead erinnert – kann nur Zufall sein, dass ein Song „In Limbo“ heißt. Dessen vier Minuten fassen übrigens die unorthodoxe Herangehensweise der Schweizer prima zusammen, denn das überaus lose Beat- und Percussion-Konzept, mit Gitarre und Keyboard angereichert, flattert sehr freigeistig durch die Luft, von ähnlich losgelösten Vocals gekonnt begleitet.
Mit ihren stetig länger werdenden, dabei keinesfalls aus- oder gar überladen gestalteten Arrangements treffen die Schweizer immer wieder ins Schwarze. „Peacemaker“ scheint sogar für einige Momente gen Krautrock zu schielen, liebäugelt mit proggiger Spielfreude und kehrt letztlich doch wieder zu seinem Indie-freundlichen Leitmotiv zurück. Dem gegenüber steht „The Kids In Town“, mit dreieinhalb Minuten kürzester Album-Beitrag und im besten Sinne an die verwegenen Everything Everything erinnernd. Von dessen Math-Gitarren kann „Salut 23“ nur träumen, entpuppt sich dafür als beateske Traumwandlerei der Sonderklasse. Wer es hingegen eine Spur eingängiger und direkter mag, lässt sich von den überaus detailreichen Arrangements eines „Cuboids“ oder „Down To The Sea“ verzaubern.
„Episodes“ ist eine Herausforderung, ein Werk voller schroffen Schönklangs. Was sich paradox liest, funktioniert prima, weil Mnevis mit ihrem Ansatz, um gleich mehrere Ecken zu denken, absolut richtig liegen. Großartige Songperlen, oftmals in herrlich ausgedehnte und zu keinem Zeitpunkt langweilende Arrangements gepackt, entführen in gänzlich neue Sphären. Stets butterweich, einfühlsam und anspruchsvoll bleibend, schreiben die Schweizer ein richtig gutes Debütalbum, auf das man gerne gewartet hat.
Episodes
VÖ: 18.01.2019
Red Brick Chapel (Irascible Distribution)
Mnevis @ Facebook
„Episodes“ @ Amazon kaufen