Lost Under Heaven – Love Hates What You Become
Auf den avantgardistischen Husarenritt folgt die gesittete Kür: LUH wurden zu Lost Under Heaven und lassen das wilde, schwierige „Spiritual Songs For Lovers To Sing“ weit hinter sich – ein lohnenswertes wenn auch sperriges Album. Ebony Hoorn und Ellery Roberts (ex-Wu Lyf) arbeiteten seither fleißig an neuen Songs, am Schlagzeug saß Thor Harris von Swans. „Love Hates What You Become“ wirkt nun eine Spur direkter und schroffer und folgt dem Mantra, das Songwriting einfacher zu halten.
Den größten ‚Sprung‘, will man es denn so nennen, machte Ebony Hoorn. Sie arbeitete an ihren Vocals, nahm den Bass in die Hand und spielt diese Qualitäten nun live wie auch auf Platte aus. „Bunny’s Blues“ ist ihr Paradestück. Was zunächst unterkühlt und reduziert loslegt, hangelt sich über wuchtige, geradezu manische Loops in einen hochgradig spannenden, elektrisierenden Song mit geschickt inszenierten Sprints. Im Titelsong treffen beide Stimmen aufeinander und intonieren eine wundervoll reduzierte, semi-akustische Ballade. Roberts‘ Stimme erreicht natürlich wieder höchste Höhen, wie schon in Wu Lyf-Zeiten.
Ihren vielleicht besten Song behalten sich Lost Under Heaven für den Schluss auf, wenn „For The Wild“ sechseinhalb Minuten lang über sich hinauswächst. Die Geschichte vom absurden Prediger, der kein Gefolge findet und seine eigene Bedeutungslosigkeit akzeptieren muss, trifft auf schroff-poppige Indie- und Alternative-Sounds mit Cure-Gitarre. Dass sich rundherum weitere großartige Momente, darunter das entrückte „Savage Messiah“, der beateske Opener „Come“ und das von Roberts‘ bewegendem Gesang lebende „The Breath Of Light“, scharen, versteht sich von selbst.
Die direktere Herangehensweise an mitreißende Songideen bekommt Lost Under Heaven sehr gut. „Love Hates What You Become“ lässt die komplexe, durchaus avantgardistische Konzeptkunst des Debüts hinter sich und mischt bereits vertraute, unnahbare Momente mit unerwartetem Pop-Appeal und Indie-Kompetenz. Mit zwei bewegenden Stimmen und unorthodoxem Storytelling verbunden, erfüllt der Zweitling des in den Niederlanden ansässigen Duos sämtliche Erwartungen und mehr.
Love Hates What You Become
VÖ: 18.01.2019
Mute Records (Rough Trade)
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