Holygram – Modern Cults
Wie so viele andere Künstler (momentan) auch, tauchen Holygram tief in die 80er Jahre ein. Die Kölner beziehen ihre Inspiration aus Post Punk und New Wave, mit etwas Shoegaze und Krautrock gestreckt. Zwischen Düsternis, Tanzbarkeit und etwas Fernweh gefangen, bauen die fünf Newcomer erfolgreich auf ihrer erst 2016 erschienenen ersten EP auf. „Modern Cults“ ist der passende Titel ihres Debütalbums.
Die beiden vielleicht größten Hits dieses Albums finden gleich zu Beginn statt. Zunächst rollt der Titelsong gemächlich an. Klar, die Synths und Gitarren werden schon mal ordentlich laut, die eigentlichen Strophen samt lakonischem Gesang sind an stilvoller Lässigkeit jedoch kaum zu überbieten – da kann man sich die dunkle Sonnenbrille gleich dazudenken. Danach geht „A Faction“ in die Vollen. Von einer schneidenden Synthi begleitet, schwingt eine gehörige Portion Fatalismus mit, die sich in einem schrillen wie eingängigen Refrain entlädt – ein Gewaltakt von Song, der auch prima auf dem aktuellen Album von Holy Esque funktioniert hätte.
Nur weil die Überflieger gleich zu Beginn stattfinden, ist der Rest der Platte aber keinesfalls schwach. Klar, mit „Odd Neighbourhood“ hat sich ein kleiner Durchhänger eingeschlichen – zu viel Dream-Pop, zu wenig Biss – rundherum stimmt dafür die Mischung. „Dead Channel Skies“ kollidiert wiederholt mit wütenden Noise-Attacken, während „She’s Like The Sun“ epische Lässigkeit zulässt und gekonnt vor sich hin blubbert. Die angenehm poppige Single „Signals“, dieser dezente Querverweis auf New Order, darf ebenso wenig vergessen werden.
Bleibt unterm Strich eine gleichermaßen aufwühlende wie eingängige, tanzbare wie entspannte Platte. „Modern Cults“ fasst die verschiedenen Dimensionen des Holygram’schen Sounds überaus gut zusammen. Kaum Schwachstellen auf 50 Minuten Spielzeit, dazu der eine oder andere Überflieger – gerade an „A Faction“ wird man sich noch lange erinnern – und fertig ist ein ordentliches Debüt. Die Kölner geben ein dickes Versprechen für die Zukunft ab.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 09.11.2018
Erhältlich über: Cleopatra Records / Oblivion (SPV)
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