Say Lou Lou – Immortelle
Nach einem kurzen Major-Label-Flirt war es für das australisch-schwedische Zwillingsschwester-Duo Say Lou Lou an der Zeit, sich neu zu orientieren. Die beiden jungen Frauen zogen sich zurück und widmeten sich ein volles Jahr lang einem kreativen Rhythmus, schotteten sich fast komplett von der Außenwelt ab. „Immortelle“ heißt das Ergebnis und bewegt sich geschickt zwischen poppigen TripHop-Sounds und dezenten Indie-Elementen.
Die ersten beiden Singles kommen gleich zu Beginn und zählen mit zu den stärksten Songs der viel zu kurzen Platte. „Ana“ blubbert tiefenentspannt und leicht entrückt los, kreuzt verruchte TripHop-Elemente mit dichter Soundtrack-Atmosphäre. Zwischen beinahe verführerischem Gesang und betonter Lässigkeit entwickelt sich schnell eine Art Anti-Hit. Wer es hingegen direkter und eingängiger mag, lässt sich vom dezent an Goldfrapp und Morcheeba erinnernden „Golden Child“ den Kopf verdrehen. Von der klassischen Pop-Strophe über einen düsteren Refrain bis zur singenden Gitarre ist hier nun wirklich alles dabei.
Aber auch nach diesen Überfliegern offenbart „Immortelle“ so manchen großartigen Moment, wie den abschließenden Titelsong. Hier scheint das Duo so ziemlich alles an Samples und Instrumenten, was gerade irgendwo herumlag, in einen Topf zu werfen und explodieren zu lassen. Die stilvolle, betonte Lässigkeit von „Under The Milky Way“ gibt sich als gekonnte Antithese dazu und tauscht die bunte Farbpalette gegen Melancholie in Ockertönen ein. Hier sucht jemand und weiß nicht so recht, ob man auch etwas finden möchte – klingt im besten Sinn wie der Abspann zu einem alten Hollywood-Schinken.
Das mit Abstand größte (und vielleicht auch einzige) Manko vorneweg: „Immortelle“ ist viel zu kurz. Man verliert sich binnen Sekunden in diesen 31 magischen Minuten und möchte mehr, immer mehr hören. Rund um bärenstarke Songs – gerade „Golden Child“ und „Under The Milky Way“ bleiben als grandiose Überflieger hängen – etablieren sich faszinierende Momente en masse. Say Lou Lou liefern den bisherigen Höhepunkt ihres kreativen Schaffens ab und lassen zugleich vermuten, dass hier noch viel, viel mehr gehen könnte.
Immortelle
VÖ: 26.10.2018
Deux / Cosmos Music (Membran)
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