Rotor – Sechs

Rotor

Gesang wird überbewertet – immer noch! – wenn Rotor die Bühne betreten. Und das seit mittlerweile 1998. 20 Jahre gibt es die Berliner Stoner- und Instrumental-Institution also schon, begleitet von spannendem Output, endlosen Jams und kreativer, leicht verschrobener Heavyness. „Sechs“ ist der Titel ihres mittlerweile sechsten regulären Studioalbums, und das packt abermals alle leicht proggigen, psychedelischen und krautigen Vorzüge der Band auf Vinyl-Ideallänge.

Überraschungen bleiben aus, das war auch nicht anders zu erwarten. Stattdessen geht es mit Elan, Power und gewohnter Dynamik nach vorne. „Falscher Dampfer“ führt gleich mehrmals auf selbigen und macht somit als Opener so ziemlich alles richtig. Rotor jammen sich gemütlich ein mit dezenten 60s- und 70s-Untertönen, bevor sich das Geschehen intensiviert und immer mehr gen Wüstenparty zieht. Die erwartete Explosion bleibt aus, auch wenn die zunehmenden Heavy-Rock-Elemente gut kommen. Gerade die feinen Nuancen, die zarten Veränderungen im Gitarrensound begeistern am laufenden Band.

Dieser wahnwitzige Groove, dieses leicht verschrobene Selbstverständnis äußert sich immer wieder in den kuriosesten wie mitreißendsten Formen. Natürlich muss der Rausschmeißer „Druckverband“ unbedingt erwähnt werden, dieses deutlich die Neun-Minuten-Marke überschreitende Konstrukt feinster Instrumental-Arbeit. Stärker denn je kommen hier die bestens bekannten Kraut- und Psychedelic-Einflüsse durch, es bleibt verhältnismäßig ruhig und unterkühlt. Und ja, zum Ende hin wird es laut, richtig schön laut.

Beschreibt man ein Rotor-Album, schwingt beinahe automatisch ein gewisses Level an Abstrahierung mit. Vor allem: Wie stellt man es am besten an? Zählt man rein die Zutaten auf, betrachtet man die geschickt arrangierten Vorgänge oder bewegt man sich auf einer emotionalen Ebene? „Sechs“ ist eine jener Platten, die man mit vollem Körperbewusstsein erlebt, welche auf technischer Ebene mitreißt und das Bauchgefühl ebenfalls anspricht. Power, Grandezza und doch zartes Understatement von vier Musikern, die sich stets auf das Wesentliche konzentrieren – eben ein weiteres, richtig gutes Album der Berliner.

Rotor - Sechs

Sechs
VÖ: 12.10.2018
Noisolution (Soulfood Music)

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