We Were Promised Jetpacks – The More I Sleep The Less I Dream
Geduld ist relativ – und für Fans von We Were Promised Jetpacks mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. 2014 tauchten die Schotten nach ihrer letzten Tour unter, hatten mit einigen Veränderungen zu kämpfen und beschlossen, ihre ganze Energie ins Songwriting zu stecken. Material für zwei Platten entstand, einiges davon wurde jedoch verworfen, weil es, so das Quartett, aus den ‚falschen Gründen‘ entstanden sei. Auf „The More I Sleep The Less I Dream“ zeigt sich – musikalisch wie textlich – eine Band, die erwachsen geworden ist und mit all den damit einhergehenden Vor- und Nachteilen zu kämpfen hat.
Ein bunter Strauß emotional aufgeladener Songs lässt sich nieder, zitiert zeitweise The Twilight Sad und erinnert an anderer Stelle an die zuletzt verstummten Glasvegas. Zu jenen Stellen zählt die erste Single „Hanging In“, ein herrlich gemütliches Stück Musik mit Pop-Appeal. Hört man etwas genauer hin, so nimmt man das unruhige Brodeln unter der Oberfläche sehr, sehr deutlich wahr. Die zweite Auskopplung „Repeating Patterns“ lässt die Handbremse los und kokettiert mit schroffem Alternative-Appeal. Ja, sogar eine Prise Noise schleicht sich in diese vier Minuten ein und verdeutlicht die erstgenannte Referenz.
In dieser Gangart zwischen den Stühlen gestaltet sich auch das übrige Album. Ein „In Light“ wirkt im besten Sinne getrieben, will hörbar aus gängigen Parametern ausbrechen und findet doch immer wieder zur Eingängigkeit unter der zuweilen schroffen Präsentation zurück. Darf es ein wenig ruhiger sein? „When I Know More“ wirkt in der Relation wie eine charmante Ballade, leicht hibbelig und dadurch überaus charmant. Math Rock-Einflüsse machen We Were Promised Jetpacks zu Suchenden. Von der eröffnenden Fanfare des erhabenen „Impossible“ bis zum kompletten, semi-epischen Kollaps des Titelsongs ist alles dabei.
Mag sein, dass die poppigen Momente manches Mal ein paar Extraanläufe brauchen um zu zünden. Mag sein, dass das zugleich schroffe und doch so charmante Klangbild abschreckende Wirkung haben kann. Letztlich ist das egal, denn unter all dem komplexen Dickicht verstecken sich richtig gute Songs. „The More I Sleep The Less I Dream“ zeigt eine fokussierte Band, eine Gratwanderung zwischen musikalischen Extremen. Bissig und ausladend hier, schmeichelnd und lieblich da – dazwischen viel Unsicherheit, gerade auf textlicher Ebene. Natürlich haben We Were Promised Jetpacks keine einfache Platte aufgenommen, und gerade das macht ihr neues Werk so charmant. Da lohnt sich jeglicher Zusatzaufwand doppelt und dreifach.
The More I Sleep The Less I Dream
VÖ: 14.09.2018
Big Scary Monsters (AL!VE)
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