The Holy – Daughter

The Holy

The Holy – nicht gerade ein Bandname, der besonders Google-freundlich wirkt. Dahinter verbirgt sich ein junges Quintett aus Finnland, erst vor wenigen Jahren gegründet und musikalisch in schroffen bis hymnischen Alternative- und Indie-Rock-Gefilden verankert. Auf dem Debütalbum „Daughter“ verarbeitet Frontmann Eetu Henrik Iivari in groben Zügen seine Kindheit und Jugend, seinen Umgang mit Depressionen und den politischen und sozialen Faktoren, die dafür mitverantwortlich waren.

Die eröffnenden Fanfaren nehmen gleich eine ordentliche Portion Arcade Fire mit, zumindest deren Ursuppe. Tatsächlich wirkt „Land Before Time“ im besten Sinne wie aus der Zeit gefallen. Schnell hat sich diese Monstrosität aufgebaut, begleitet von Iivaris im wahrsten Sinne des Wortes suchenden Lyrics. Der gute Mann will etwas finden, angetrieben von einer wie manisch schrubbenden Rhythmusabteilung und scharfkantigen Gitarren. Der harmonisch-sehnsüchtige Gesang will nicht so recht zu diesem stellenweise hektischen Aufgalopp passen, und doch ist es gerade dieser musikalische Zwiespalt, welcher das Holy-Debüt auch in weiterer Folge zu einem spannenden Erlebnis macht.

Apropos Fanfare: „Fanfare III“ tankt sich zunächst durch instrumentales Kargland, schielt sogar ein wenig gen Post Punk und Noise Rock. Was genau haben die Finnen hier eigentlich vor? Egal, denn nach gut drei Minuten scheint der Track erst richtig zu beginnen und mit forscher Fragilität – ja, das funktioniert prima – zu kokettieren. Solche Zwiespälte macht sich auch das ellenlange, entfernt an JJ72 erinnernde „20Xx Tomorrow“ zunutze. Klar, der Siebenminüter verlangt Sitzfleisch, doch der beinahe harmonische Höhepunkt entlohnt fürstlich für sämtliche Geduldsübungen – wie das rührselige „Triumph Of Love“ oder das sukzessive zum Distortion-Exkurs verklärte „Letter“.

Was The Holy mit diesem Album bezwecken wollen, sie scheinen es selbst nicht zu wissen. Oder zumindest nicht immer. Auf „Daughter“ wirken sie wie Suchende, die musikalische Gegensätze zu vereinen suchen. Zwischen überwiegend weichen, klagend-suchenden Vocals und bissigen Arrangements klafft schon mal eine ordentliche Lücke, und doch funktioniert dieses Weitgefasste richtig gut. Die Finnen debütieren anspruchs- und eindrucksvoll mit einer waschechten Geduldsprobe. Die paar Extra-Durchläufe lohnen sich allemal.

The Holy - Daughter

Daughter
VÖ: 21.09.2018
Playground Music (Cargo Records)

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