Sluff – On Debris
Ein Charmbolzen mit Ankündigung: Bereits auf ihrer ersten EP „Constructions“ zeigten sich die Wiener von ihrer spannenden Seite. Die DIY-Platte ging als erster Vorgeschmack auf den im besten Sinne aufwühlenden Sound des Indie-Trios in Ordnung. Für das erste reguläre Album widmet man sich nun dem Drang nach Veränderungen, dem Versuch aus der chaotischen Gegenwart auszubrechen mit allen Hoffnungen und Enttäuschungen. „On Debris“ gibt sich musikalisch überaus mitreißend und tänzelt hin und wieder sogar gen Shoegaze.
Gleich mehrere kernige Rocker tragen durch dieses Album. „Since Everything“ klingt durchaus nach Indie-Hit mit seinen schön schrammeligen Gitarren und verkappten Pop-Melodien. Martin Zenkers suchender, leicht sehnsüchtiger Gesang reißt mit, vor allem wenn dieser im Refrain in etwas höhere Register wechselt. Die im Opener „Deep Blue“ angedeutete Sehnsucht kollidiert mit purer Shoegaze-Magie. Von schwerer Leichtigkeit gesäumt, tänzelt dieses Paradoxon durch zweieinhalb zart umgarnende Minuten.
Das Highlight dieses Einstands dauert sogar mehr als doppelt so lange. „Forgotten“ baut sich gemächlich auf. Ein gewisses Pop-Appeal ist dem Song nicht abzusprechend, während der Chorus Shoegaze mit knackiger Indie-Hymne vermischt. Und ja, der Track wird immer länger und länger, ohne dabei auch nur für eine Sekunde zu langweilen. Rund um diesen Überhit scharen sich so manche spannende Momente. Ein „Breed“, beispielsweise, gibt sich ungewohnt kratzbürstig und ruppig, nur um zur Hälfte in suchende Gefilde abzutauchen. Spannend gestaltet sich auch die verkopfte Lässigkeit von „Halfway“ mit urplötzlicher Interpol-Gitarre. Das will eigentlich nicht zusammenpassen, macht aber Laune.
Im Spiel mit kontrastreichen Farben wachsen Sluff förmlich über sich hinaus. „On Debris“ gestaltet sich als Sammlung starker Songs mit knorrigem Indie-Ethos und Shoegaze-Sinnsuche galore. An „Forgotten“ wird man sich noch lange erinnern, rundherum bleibt es eingängig, hoffnungsvoll und leicht verstörend. Die Wiener bestätigen ihre Frühform mit einem von vorne bis hinten kurzweiligen Album, das man am Jahresende durchaus auf der Liste haben sollte.
On Debris
VÖ: 21.09.2018
Siluh Records (Cargo Records)
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