Go March – II
Mogwai meets Kraftwerk – diese spannende Umschreibung war vor drei Jahren in der Fachpresse zu hören, als Go March ihr Debütalbum vorstellten. Die Band aus dem belgischen Antwerpen versteht sich auf Post-Math-Rock – progressive, vertrackte Strukturen mit deutlich elektronischem Einschlag. Mehrere Tourneen durch Europa und Asien mit echten Szenegrößen sollten folgen, begleitet von spektakulären Remixen. Nun meldet sich das Trio mit „II“ zurück und setzt auf bewährt entstellte Songstrukturen, die abermals geschickt mit sämtlichen Erwartungen brechen.
Ihren vielleicht besten Song feuern Go March gleich zu Beginn ab. „Chop Chop“ entwickelt sich in Windeseile zur neunminütigen Tour de Force, die nach einem endlosen Lauf durch urbane Welten verlangt. Die Art und Weise wie sie diesen komplett instrumentalen Track – Gesang gibt es auf dieser Platte so und so nicht zu hören – Schicht für Schicht aufbauen, unterhält. Battles lassen grüßen, wenn Synths und Gitarren nach und nach gen Gummitwist steuern, ohne komplett am Rad zu drehen. Stellenweise fühlt man sich sogar an frühe Orbital erinnert.
Bereits der nächste Song holt jäh auf den Boden der Tatsachen zurück. Mit seinen weichen Klängen, Beeps und Bleeps möchte „Leopolderson“ ein wenig mit der Videospiel-Soundtrack-Arbeit von 65daysofstatic kokettieren, blubbert allerdings recht uninspiriert vor sich hin. Tatsächlich findet sich derlei Mittelmaß immer wieder – ein „Zabriskie“ kommt trotz guter Ideen nicht so recht in Fahrt. Dem gegenüber stehen echte Monster, wie der schroffe Math-Monolith „Bark“ und das angenehm verträumte, düster angehauchte „Meristem“.
Tatsächlich fehlt „II“ bei allen spannenden Ansätzen so etwas wie ein roter Faden – Go March wissen nicht so recht, wo sie hinwollen, und packen einfach alles, was ihren Sound ausmacht, in den großen Mixer. Geniale Momente treffen auf absolute Belanglosigkeiten, dazwischen gibt es kaum etwas. Letztlich überwiegen die gut- bis erstklassigen Momente und lassen auf mehr Fokus oder echte Soundtrack-Arbeiten hoffen. Hier geht definitiv noch viel, viel mehr.
II
VÖ: 28.09.2018
Yokozuna Records (Rough Trade)
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