Black As Chalk – Ouro
Black As Chalk sind reif für den großen Wurf. Die Göttinger bereichern seit Jahren die heimische Rockszene, die große und verdiente Explosion blieb dem Indie-Trio bis dato jedoch verwehrt. Und so geben sie sich auf ihrer mittlerweile vierten Platte noch eine Spur härter und bissiger. „Ouro“ entdecken eine neue Klangästhetik und spielten ihre Songs live ein. Dieser Mut zu Blut, Schweiß, Tränen und ungeschönter Präsentation macht sich bezahlt.
Was den Sound der Göttinger so spannend macht, ist dessen Vielschichtigkeit, und zwar jetzt mehr denn je. Der Vorbote „Snake Handler“ drückt das Gaspedal stellenweise bis auf Anspruch durch und gibt sich dramatischen Tönen hin, die in ihren Ausläufern mit der Neo-Prog-Schule kokettieren. Agent Fresco lassen grüßen. Danach gibt sich „Cleaning Squad“ deutlich melodischer. Angenehm rauer Indie Rock mit 90s-Schlagseite bewegt sich in gänzlich andere Gefilde, wirkt gefühlsbetont und doch im besten Sinne unbequem. Die Suche nach der Hoffnung kollidiert mit schroffen Untertönen und unterhält.
Entsprechend breit stellen sich Black As Chalk auch in weiterer Folge auf. Ein „O“ schielt dezent gen Punk und emotionales Aufbegehren, nur um im Refrain feist zuzubeißen. „Take My Hand“ setzt hingegen über weite Strecken auf melodische Gemütlichkeit, hat in seinem Indie-Drive jedoch mit der gelegentlichen dissonanten Gitarre zu kämpfen. Dieser spannende Spagat wird in „In This Gloom“ schließlich auf die Spitze getrieben. Ja, der Track dauert tatsächlich acht Minuten und setzt immer wieder neue kleine Glanzlichter. Brodelnde Spannung, ein wenig Jam-Sessions, kurze Prog-Elemente und sogar noisiges Chaos treffen auf Alternative-Klänge, ja sogar einen Hauch Post Rock.
Ob das zu eingängig für Verweigerungshaltung klingt? Eigentlich komplett egal, denn „Ouro“ verkörpert den Alles-oder-Nichts-Gedanken einer Band, die sich aber so was von am Sprung befindet, in aller Vollkommenheit. Nicht jeder Track trifft ins Schwarze, manche Idee wirkt zu brav, aber wenn Black As Chalk so richtig loslassen, wird es spektakulär. Anstatt reihenweise amerikanische, britische und sogar skandinavische Referenzen zu zitieren, charaktisiert wohl eines den Sound der Göttinger am besten: Sie klingen wie Black As Chalk. Mehr denn je.
Ouro
VÖ: 14.09.2018
Magic Mile (Indigo)
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