Many Voices Speak – Tank Town
Nach Jahren in der schwedischen Hauptstadt Stockholm dürstete es Matilda Mård förmlich nach einem Tapetenwechsel. So verlagerte sie ihren Lebensmittelpunkt in die Industriestadt Borlänge im Landesinneren und fand dort Inspiration für luftig-leichte, folkig angereichtere Pop-Songs – klingt komisch, ist aber so. Als Many Voices Speak veröffentlicht die junge Schwedin nach einer völlg verdient abgefeierten EP nun ihr Debütalbum „Tank Town“.
Was das Album so sympathisch macht, ist das konstante wie konsequente Vorbeiackern an Konventionen und Erwartungen. Folk-Pop und Indie Pop bilden das Rückgrat dieser 41 Minuten, Mårds butterweiche, einfühlsame Stimme ist ein Instrument für sich. Wie sie aus dem anfangs schüchternen, unscheinbaren „I Saw You“ nach und nach einen großartigen Song herausschält, ringt Respekt ab. Filigrane, geradezu hypnotisierende Detailarbeit und ein fluffiges Arrangement mit Dream-Pop-Untertönen regen die Fantasie an – ein großartiges Stück Musik, das eigentlich von purem Understatement lebt.
Bei Many Voices Speak geht es aber auch gerne mal gen Überlänge, und das mit Methode. Wie „Ending Lines“ sein Leitmotiv fortlaufend wiederholt, intensiviert und dabei durchaus verführerisch durch die Lande tanzt, verblüfft zunächst, bleibt aber hängen. Ähnlich stark gestaltet sich auch der zweite Gigant „Bony Shelter“ – mit kleinen Anlaufschwierigkeiten, so ehrlich muss man sein, aber eigentlich richtig toll. Das lebhafte, mit Soundtrack-Elementen ausgestattete „Had It“ und auch der blubbernde, eröffnende Titelsong bleiben ebenfalls hängen – musikgewordene Fragilität mit ungeahnter Dynamik.
Dieses Understatement bekommt Many Voices Speak sehr gut. Mårds Songs verlangen ein wenig Zeit, gutes Gehör, viel Geduld – die ohnehin minimalistisch angelegten Arrangements entblättern sich nur langsam, begleitet von beinahe engelsgleichem Gesang. In dieser Schlichtheit liegt Power, liegt Methode, liegt Begeisterung. „Tank Town“ ist ein wunderschönes Pop-Album geworden, das zugleich den Herbst gerade rechtzeitig einläutet – man sieht die bunten Blätter vor dem inneren Auge bereits durch die Luft tänzeln.
Tank Town
VÖ: 31.08.2018
Strangers Candy / popup-records (Soulfood Music)
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