Amanda Shires – To The Sunset

„Alles Rock’n’Roll“, meint Amanda Shires zu ihrem neuen Album und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Für ihre fünfte Platte konzetrierte sich die junge Mutter voll und ganz auf puristische Arrangierung, klassische Instrumente und pointierte Texte, während sich Eheman Jason Isbell um die kleine Tochter kümmerte – ein Musikerpaar, wie es im Buche steht. Herausgekommen ist dabei Shires‘ fünfte Platte „To The Sunset“, zugleich ihre bis dato beste.

Das kratzbürstige wie eingängige „Eve’s Daughter“, zugleich Video-Auskopplung, steht exemplarisch für die Power dieser Platte. Shires passt perfekt in eine Riege mit Courtney Barnett, nimmt zugleich aber etwas gefälligere Melodien und Arrangements Marke Amy Macdonald mit. Der straighte, pointiert marschierende Rocker brennt sich sogleich ein und nimmt sogar eine Prise Beatles mit. Wer es hingegen poppiger und luftiger mag, lässt sich von durchaus putzigen Indie-Opener „Parking Lot Pirouette“ mit seinem suchenden Lorde-Refrain den Kopf verdrehen.

Shires brilliert vor allem als Storytellerin, und das gelingt ihr nirgendwo so gut wie in „Wasn’t I Paying Attention“. Die Art und Weise, wie der gemächliche, zunächst recht unscheinbare Song lyrisch zunehmend eskaliert und ein urplötzliches, fatales Ende nimmt, lässt kalte Schauer über den Rücken laufen. Rein musikalisch gelingt das mit dem ruhigen, semi-balladesken „Swimmer“, dem aus der Echokammer entstammenden Rock’n’Roller „Take On The Dark“ oder dem folkig angehauchten, süß-sauren „Charms“.

Mit herrlicher Doppelbödigkeit und unerwarteten musikalischen wie lyrischen Wendungen ausgestattet, spaziert Amanda Shires durch ihr leider viel zu kurzes Album – der einzige Makel einer ansonsten vollkommen in sich stimmigen Platte. „To The Sunset“ punktet mit reihenweise kleinen Songperlen, spannenden Geschichten und Chamäleon-Songwriting. Kurzweilig, eingängig und doch ein wenig widerspenstig: Shires zeigt sich in Hochform.

To The Sunset
VÖ: 03.08.2018
Silver Knife / Thirty Tigers (AL!VE)

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