The Rock*A*Teens – Sixth House
Mitte/Ende der 90er Jahre veröffentlichten The Rock*A*Teens mehrere gutklassige Alben, der ganz große Wurf blieb der Band aus Cabbagetown in Atlanta, Georgia jedoch versagt und so löste man sich 2002 auf. Vor vier Jahren trat man erstmals wieder gemeinsam auf. Das Feuer war schnell wieder entfacht und so setzt es wieder feinen Indie Rock aus dem Süden. „Sixth House“ tauscht ungestümen Sturm und Drang gegen hymnische Direktheit ein.
Noise und Feedback-Schleifen gehören also der Vergangenheit an, man wollte das Verwaschene der ersten Bandphase gegen klare Strukturen und Sounds eintauschen. Die Single „Go Tell Everybody“ – besser kann das Studio-Comeback nicht ankündigen – legt gemächlich und doch zwingend los. Ein gewisser Americana-Twang schwingt mit und zieht sich durch den Rest des Albums. Feine Harmonien, eine gewisse heisere Note und dreckiger Biss kollidieren gekonnt miteinander – schlicht und doch so mitreißend umgesetzt.
Dieses reduzierte und doch so harmonische Soundgewand zieht sich auch durch ruhigere Momente. Ein „Baby’s On To Me“ wäre vor 20 Jahren noch hinter einem kratzbürstigen Wall of Sound versteckt worden, darf nun jedoch so richtig leuchten. Das gilt wohl auch für „Billy Really“, ein ausgedehnter Mix beider Welten mit folkigen Untertönen, sowie das im besten Sinne schräge „Listen, Sonny Boy“. Mit „Count In Odd Numbers“ und „Lady Macbeth“ tanken The Rock*A*Teens schließich noch kratzbürstig-harmonisches Selbstbewusstsein.
Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück und rein ins Harmoniebedürfnis: „Sixth House“ wirkt wie ein Neustart, was nach dieser langen Zeit auch kaum verwundern sollte. The Rock*A*Teens entschlacken ihren Sound, ohne dabei vollends auf die etatmäßige Kratzbürstigkeit zu verzichten. Sie ist in diesen knapp 40 Minuten zum Nebenschauplatz degradiert wurden und trifft nun auf ungezwungene Eingängigkeit, geschickt gepaart mit der Lässigkeit des Alters. Anstatt hier unmotiviert das eigene Süppchen aufzuwärmen, erfinden sich The Rock*A*Teens zumindest auf Raten neu, und das macht von vorne bis hinten Laune.
Sixth House
VÖ: 27.07.2018
Merge Records (Cargo Records)
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