Deaf Wish – Lithium Zion
Einfach mal kratzbürstig sein und gegen den Strich werkeln – von linearer Präsentation hielten Deaf Wish so und so noch nie was. Das DIY-Quartett aus Melbourne lebt für die Musik und erreichte mit dem Sub Pop-Deal bereits Ungeahntes. „Pain“ war vor drei Jahren ein hartes Stück Arbeit und auch der Nachfolger „Lithium Zion“ suhlt sich abermals in gekonnt kaputten Noise-Gefilden. Bloß treffen die Songs dieses Mal ihr Ziel deutlich besser.
Tatsächlich scheint sich das Quartett aus Down Under endgültig gefunden zu haben. Davon zeugt unter anderem der Titelsong, welcher – natürlich – unwahrscheinlich laut, kratzbürstig und überbordernd wirkt. Unter den wabernden Noise-Salven lagert jedoch bekömmlicher Post Punk, der nunmehr eine zentralere Rolle einnimmt. So übrigens auch in der von Gitarrist Sarah Hardiman hingerotzten Single „FFS“. Ergänzt durch eine ordentliche Porton scheppendern Garagen-Charme, legen diese 133 Sekunden sämtliche Hörgewohnheiten in gleich mehreren Druckwellen in Schutt und Asche.
Nicht zu laut drehen, sonst kommt es zu Gehörschäden – der Bandname ist natürlich Programm. „Easy“ eröffnet mit purer Gitarren-Dissonanz, noisigem Feinsinn und einem Hauch von Garage-Melodik, die sich höchst minimalistisch unter das Arrangement mischt – kaum hörbar und doch stets präsent. Das vorwitzige „Birthday“ klingt wie das Noise-Psych-Cover eines Subways-Track, gibt sich eingängig und doch komplett abgefuckt. Da fühlt sich das gemächliche, im besten Sinne zähe „The Rat Is Back“ dagegen wie eine Wohltat an.
Natürlich, verdammt noch mal, ist dieses fünfte Studioalbum unangenehm und unbequem. Es ist zugleich auch das bislang beste Deaf Wish-Album, denn „Lithium Zion“ schafft es endlich, den übermäßigen Loudness- und Noise-Wahn der Australier mit desolater Enttäuschung und sympathischer, wenn auch nur unterschwellig vorhandener Melodik zu vermengen. Anstrengend und doch so lohnenswert – ein quälender Marsch durch den Untergang des Seins mit Suchtfaktor.
Lithium Zion
VÖ: 27.07.2018
Sub Pop (Cargo Records)
Deaf Wish @ Bandcamp
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